Pferdetritte als Normalität: Neue Studie enthüllt alarmierende Fakten über Tierarztverletzungen
- pferdewelten
- 3. Jan.
- 2 Min. Lesezeit
Tierärzte erleiden immer wieder Verletzungen bei der Arbeit und ignorieren sie – mit potenziell gefährlichen Folgen für Mensch und Tier.

Für viele Tierärzte gehören Verletzungen wie Tritte oder Stöße durch Pferde offenbar zum Arbeitsalltag – so sehr, dass sie oft nicht einmal gemeldet werden.
Eine umfassende Studie der Universität Liverpool in Kooperation mit CVS, einem führenden Anbieter integrierter Tierarztleistungen, zeigt, dass die tatsächliche Zahl der Verletzungen in der Tiermedizin deutlich höher sein könnte als bisher angenommen. Besonders in der Pferdepraxis scheint die Bereitschaft, Verletzungen zu melden, erschreckend gering zu sein.
Größte Studie ihrer Art: Verletzungen im Fokus
Die von der Universität Liverpool durchgeführte Untersuchung ist die bisher größte Studie zu Arbeitsverletzungen in der Tiermedizin. 740 Tierärzte, Tierarzthelfer und Praxisangestellte nahmen daran teil, um herauszufinden, wie Verletzungen definiert und gemeldet werden.
Besonders auffällig: Pferdetierärzte, die regelmäßig mit großen und potenziell gefährlichen Tieren arbeiten, melden Verletzungen wie Tritte oder Quetschungen seltener als ihre Kollegen in anderen Bereichen.
„Ein Tritt gehört dazu“: Normalisierung von Verletzungen
Dr. John Tulloch, Leiter der Forschung, erklärt gegenüber horseandhound.co.uk, dass viele Tierärzte Tritte oder andere Vorfälle als „Teil des Jobs“ betrachten. „Wenn man die Öffentlichkeit fragt, ob ein Pferdetritt eine Verletzung ist, würden die meisten sofort zustimmen“, so Tulloch.
„Für viele Pferdetierärzte ist es jedoch etwas, das einfach erwartet wird.“ Oftmals werde eine Verletzung erst dann als solche angesehen, wenn sie die Arbeitsfähigkeit einschränkt. Dies führt dazu, dass viele kleinere Vorfälle weder gemeldet noch behandelt werden.
Die alarmierenden Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass Pferdetierärzte ein besonders hohes Verletzungsrisiko haben, aber häufig nur schwere Vorfälle melden. Beispiele aus der Studie reichen von „leichten Schmerzen nach einem Pferdetritt“ bis hin zu „gegen eine Wand gedrückt werden“.
Diese Normalisierung von Risiken könnte zu langfristigen gesundheitlichen Problemen führen, wenn kleinere Verletzungen ignoriert werden.
CVS-Forschungsdirektorin Imogen Schofield betonte die Dringlichkeit, ein Umdenken in der Branche herbeizuführen. „Die Ergebnisse sind nicht nur überraschend, sondern auch komplex. Sie zeigen, dass ein Umdenken in Bezug auf Verletzungsprävention und -management dringend notwendig ist.“
Schulungen und Prävention: Ein Schritt in die richtige Richtung
Um die Risiken zu minimieren, wurden in Großbritannien den letzten Jahren verschiedene Initiativen ins Leben gerufen. Die „Don’t Break Your Vet“-Kampagne der British Equine Veterinary Association (BEVA) zielt darauf ab, Verletzungen durch bessere Schulungen zu vermeiden.
Ergänzend wurde 2024 ein Onlinekurs namens „Hold Your Horses“ gestartet, der Tierärzten hilft, equine Lern- und Verhaltensweisen besser zu verstehen.
Lucy Grieve, Projektbeauftragte bei BEVA, erklärt: „Wir wissen heute viel mehr über das Verhalten von Pferden und wie wir sicher mit ihnen umgehen können. Dadurch lassen sich Risiken für Tierärzte, Pferdebesitzer und die Tiere selbst erheblich reduzieren.“
Fazit: Ein Berufsrisiko, das nicht ignoriert werden darf
Die Ergebnisse der Studie werfen ein beunruhigendes Licht auf die Normalisierung von Verletzungen in der Pferdetiermedizin. Während viele Tierärzte bereit sind, das Risiko einzugehen, zeigen die Daten, dass ein Umdenken notwendig ist, um die Gesundheit und Sicherheit der Beteiligten zu gewährleisten.
Mit mehr Bewusstsein, besserer Schulung und einem offenen Umgang mit Verletzungen kann die Branche sicherer gestaltet werden – für Mensch und Tier.
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