Schwieriges Erbe: NS-Vergangenheit des deutschen Reitsports – warum bis heute vertuscht wird!
- pferdewelten
- 5. Feb.
- 2 Min. Lesezeit
Es ist eine dunkle Vergangenheit, die bislang niemand so wirklich angegangen ist. Ein NS-Funktionär wird bis heute im deutschen Reitsport geehrt – und niemand spricht darüber.

80 Jahre nach dem Ende des NS-Regimes sind viele seiner Verstrickungen längst aufgedeckt – doch der deutsche Reitsport hält bis heute an einer bedenklichen Tradition fest.
Ein Mann steht im Zentrum der Kontinuität: Gustav Rau, NS-Funktionär und gefeierter Pferdesportexperte. Warum werden seine Verbrechen immer noch ignoriert?
NS-Kontinuitäten im Reitsport: Unangenehme Wahrheiten werden verdrängt
Die Forschung hat längst belegt, dass zahlreiche deutsche Institutionen nach 1945 nahtlos weiterexistierten – oft mit denselben Akteuren.
Besonders deutlich zeigt sich das im deutschen Reitsport. Trotz einer bahnbrechenden Studie der Historikerin Nele Maya Fahnenbruck bleibt die Aufarbeitung oberflächlich, moniert fr.de.
Von Auschwitz zur Nachkriegsehrung: Das Erbe des Gustav Rau
Gustav Rau war tief in das NS-Regime verstrickt:
Er leitete ein SS-Gestüt nahe Auschwitz, das Pferde für die Kriegsführung züchtete.
Die „Reiter-SS“ spielte eine Schlüsselrolle in Hitlers Plänen.
Nach dem Krieg stilisierte sich Rau als unpolitischer Pferdeexperte – und wurde wieder gefeiert.
Bis heute wird nach ihm die Gustav-Rau-Medaille verliehen. Straßen tragen seinen Namen, als wäre nie etwas gewesen.
Vertuschen statt Verantwortung: Warum der Reitsport schweigt
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) zeigt keinerlei Bestreben, sich von Gustav Rau zu distanzieren. Kritik oder historische Aufarbeitung? Fehlanzeige. Diese Haltung ist kein Einzelfall: Auch in anderen Bereichen hält man lieber an alten Ehrenmitgliedschaften fest, anstatt Konsequenzen zu ziehen.
Ein Beispiel: Die Berliner Filmfestspiele entfernten den Namen von Alfred Bauer, einem engen Vertrauten Goebbels, von einem ihrer Preise. Doch die Spitzenorganisation der deutschen Filmwirtschaft (SPIO) führt ihn weiter als Ehrenmitglied – weil nachlassendes Interesse an der Debatte die Aufarbeitung im Sande verlaufen ließ.
Vergessen oder bewusst verdrängt? Die unbequeme Wahrheit
Während viele Branchen sich ihrer Vergangenheit stellen, bleibt der Reitsport ein erschreckendes Beispiel für historische Ignoranz. Warum hält man an fragwürdigen Ehrenmitgliedschaften und Ehrungen fest? Ist es Unwissenheit – oder steckt dahinter eine bewusste Verdrängung? Fakt ist: Die Aufarbeitung ist längst überfällig.
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