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Enthüllt: 13 biomechanische Geheimnisse für besseres Reiten

Ein guter Sitz entscheidet über Erfolg und Harmonie im Sattel. Biomechanik-Expertin Mary Wanless enthüllt überraschende Fakten, die jeder Reiter kennen sollte.

Reiterin auf dem Platz
(Quelle: @Thomas Peham / Unsplash)

Reiten ist nicht nur eine Frage der Technik, sondern auch der Biomechanik. Die Art, wie ein Reiter seinen Körper positioniert, beeinflusst nicht nur den eigenen Sitz, sondern auch das Verhalten und die Leistung des Pferdes.


Mary Wanless, renommierte Dressurtrainerin und Spezialistin für Reiter-Biomechanik aus England, erklärt, wie Stabilität, Balance und bewusste Bewegungen den Unterschied machen können.


1. Die Balance von Schulter, Hüfte und Ferse


Im Sattel sollten Schulter, Hüfte und Ferse des Reiters in einer geraden Linie stehen. Diese Ausrichtung ist nicht nur ästhetisch, sondern auch funktional. Wanless rät: „Stellen Sie sich vor, Ihr Pferd verschwindet unter Ihnen – würden Sie aufrecht landen?“ Diese gedachte Übung hilft, den Sitz in Balance zu bringen.


2. Der ideale Winkel des Oberschenkels


Ein effektiver Sitz beginnt mit der Position des Oberschenkels. Der ideale Winkel beträgt etwa 45 Grad zur Vertikalen. Ein zu steiler oder zu flacher Winkel reduziert die Stabilität und kann die Kommunikation mit dem Pferd beeinträchtigen.


3. Hohlkreuz oder Rundrücken?


Die meisten Reiter fallen entweder in ein Hohlkreuz oder in einen Rundrücken. Beide Haltungen sind suboptimal. Das Ziel ist eine neutrale und vertikale Haltung, bei der die vordere und hintere Länge des Oberkörpers gleich ist.


4. Der Sitz: Nicht zu leicht, nicht zu schwer


Wanless beschreibt zwei typische Sitzfehler: „Up“-Reiter sitzen zu leicht, als ob der Sattel heiß wäre, während „Down“-Reiter sich schwer und unbeweglich in den Sattel „pressen“. Die perfekte Balance liegt dazwischen, mit einem federnden, stabilen Sitz.


5. Gleichgewicht durch die Sitzbeinhöcker


Ein zentraler Aspekt der Biomechanik ist das Gleichgewicht durch die Sitzbeinhöcker. Beide Sitzknochen sollten gleichmäßig belastet sein, um das Gewicht des Reiters gleichmäßig auf dem Brustkorb des Pferdes und die beiden langen Rückenmuskeln zu verteilen.


6. Aufstehen im Trab: Die Synchronisation zählt


Im Leichttrab sollte das „Aufstehen“ des Reiters genau mit dem Vorwärtsschub des Pferdes übereinstimmen. Eine unsynchrone Bewegung kann den Bewegungsfluss des Pferdes stören.


7. Stillhalten der Beine


Die Biomechanik des Reiters verlangt, dass Knie und Unterschenkel während des Leichttrabens stabil bleiben. Besonders wichtig: Am höchsten Punkt des Trabens sollte der Rücken nicht ins Hohlkreuz fallen.


8. Der Kontaktpunkt zwischen Reiter und Pferd


Der Kontaktbereich sollte so groß sein wie die Sitzfläche einer vollbedeckten Reithose. So wird das Gewicht des Reiters gleichmäßig auf den Pferderücken verteilt und verhindert punktuellen Druck.


9. Muskelspannung für Stabilität


Entgegen der Vorstellung, dass Reiter völlig entspannt sein sollten, betont Wanless die Wichtigkeit von muskulärer Kontrolle. Stabilität im Sattel erfordert eine bewusste, aber nicht übertriebene Anspannung der Muskulatur.


10. Die Rolle der Körpermitte


Ein starker „Core“ ist essenziell für die Reitkunst. Wanless empfiehlt, den Bauch einzuziehen, um eine „Wand“ zu schaffen, und dann gedanklich quasi mit den Eingeweiden gegen diese Wand zu drücken. Diese Technik aktiviert die tiefen Rumpfmuskeln und stabilisiert den Sitz.


11. Gleichmäßige Kraftverteilung


Ein ausgeglichener Reiter hat in jeder Körperpartie die richtige Menge an Kraft und Spannung. „Gut gestopft“, nennt Wanless diese Qualität, bei der keine Muskelgruppe übermäßig belastet wird.


12. Mehr Gewicht auf dem Oberschenkel als dem Steigbügel


Ein häufig übersehener Punkt: Der Reiter sollte mehr Gewicht auf den Oberschenkeln als in den Steigbügeln haben. Das entlastet den Fuß und verbessert die Gesamtbalance.


Fazit: Biomechanik für harmonisches Reiten


Gute Biomechanik ist die unsichtbare Kunst hinter jedem harmonischen Ritt. Mit den Tipps von Mary Wanless können Reiter ihre Position im Sattel optimieren und dadurch nicht nur ihre eigene Leistung, sondern auch das Wohlbefinden ihres Pferdes verbessern.


Denn wahre Balance beginnt beim Reiterkörper – und endet in einer perfekten Verbindung zwischen Mensch und Pferd.


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