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„Ein Lkw entscheidet über Leben und Tod“: Fränkischer Verein rettet Fohlen vor dem Schlachthof

Während viele Hengstfohlen in Italien als Fleischware enden, kämpft ein Verein engagierter Tierfreunde aus Franken um ihre Zukunft.

Frau mit zwei jungen Pferden
(Quelle: @br_franken / Instagram)

Mit großen, neugierigen Augen steht "Gauner", ein schwarzes Noriker-Fohlen, im Stall und kaut entspannt auf seinem Heu. Doch sein Schicksal hätte auch anders enden können.


Wie viele andere Kaltblüter war Gauner bei einer Auktion in Kärnten nur einen Gebotssprung vom Schlachthof entfernt. Hier entscheidet sich für die Tiere, ob sie in den „guten Lkw“ der Retter oder den „schlechten Lkw“ der Schlachter steigen.


Der Kampf ums Überleben beginnt auf der Auktion


Für viele Hengstfohlen gibt es keine Nachfrage, da Züchter Stuten bevorzugen. Die Folge: Hengstfohlen werden oft an Schlachthändler verkauft, die sie nach Italien transportieren.

Dort werden die Kaltblüter geschlachtet und ihr Fleisch zu Lebensmitteln oder Tierfutter verarbeitet.


Die Anfänge: Ein graues Fohlen und ein großer Entschluss


Die Geschichte der Fohlenrettung durch den Verein „Pferdefreunde Birnbaum“ begann vor 30 Jahren mit einer zufälligen Begegnung. Sigrun K., Pferdeliebhaberin aus Franken, besuchte eine Auktion und ersteigerte spontan ein Fohlen namens Jolly, wie sie gegenüber BR24 verrät.


Beim Bezahlen erfuhr sie, dass ein weiteres graues Fohlen zum Schlachter gehen würde. Kurzentschlossen kaufte sie es ebenfalls frei – der Beginn einer Lebensaufgabe.


Seitdem hat K. mit ihrem Verein „Pferdefreunde Birnbaum“ Hunderte Fohlen gerettet. Finanziert wird die Arbeit durch Spenden und Mitgliedsbeiträge, die es ermöglichen, auf Auktionen gegen Schlachthändler zu bieten.


Die Zahlen hinter der Rettung: Ein teures Engagement


Der Verein lässt sich die Rettung einiges kosten: Bis zu 1.550 Euro zahlt K. pro Fohlen. Bei der letzten Auktion konnten sie acht Tiere freikaufen – ein Erfolg, aber nicht genug, um alle zu retten. „Ich vermeide es, hinzusehen, wenn die anderen verladen werden“, erzählt K. Denn die Realität der Schlachttransporte bleibt schmerzhaft präsent.


Der finanzielle Einsatz endet nicht beim Kauf. Die geretteten Fohlen benötigen Transport, Futter und medizinische Versorgung, bis sie vermittelt werden können. Gewinne gibt es keine, doch K. betont:

„Der Einsatz lohnt sich.“

Von geretteten Fohlen zu geliebten Freizeitpferden


Im fränkischen Birnbaum finden die Tiere ein vorübergehendes Zuhause, bevor sie weitervermittelt werden. K. und ihre Helferinnen, darunter die 15-jährige Emma R., kümmern sich liebevoll um die Fohlen. „Vielleicht finden sich ja noch mehr Menschen, die so etwas machen“, hofft Emma, während sie das Fohlen Moritz striegelt.


Die Vermittlung der Tiere ist entscheidend. Die robusten und gutmütigen Noriker sind als Reit- und Kutschpferde beliebt. „Oft suchen Frauen ein liebes Pferd für ihre Männer zum Ausreiten“, lacht K.


Eine Mission fürs Leben


Für Sigrun K. ist die Rettung der Fohlen mehr als nur ein Hobby – es ist ihre Lebensaufgabe. „Ich werde es bis an mein Lebensende machen, denn das ist einfach mein Lebensinhalt“, sagt sie. Dank der Unterstützung vieler Pferdefreunde konnte ihr Verein unzählige Tiere vor dem Schlachter bewahren und ihnen ein neues, glückliches Leben ermöglichen.


Doch die Arbeit geht weiter. „Man kann nicht alle retten“, gibt K. zu. Aber für jedes gerettete Fohlen ist es ein Schritt in Richtung Hoffnung – und weg vom „schlechten Lkw“.


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