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Gefährlicher Alltag im Pferdesport: Häufiger Verletzungsherd „Hand“

Der Umgang mit dem Pferd ist für viele gleichbedeutend mit einer innigen Partnerschaft und dem Gefühl von Freiheit, etwa beim Galopp auf dem Stoppelfeld. Doch er birgt auch erhebliche Risiken – besonders für die Hände von Reitern und Reiterinnen.

Arzt legt Schiene am Handgelenk an
(Quelle: @Tom Claes / Unsplash)

Eine neue Studie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) zeigt: Handverletzungen treten nicht nur häufig auf, sondern sind oft schwer und irreversibel. Interessanterweise ereignen sich viele dieser Verletzungen nicht beim Reiten selbst, sondern beim Führen der Pferde.


Die Untersuchung, die im Fachjournal Archives of Orthopedic and Trauma Surgery veröffentlicht wurde, analysierte die Krankenakten von 39 PatientInnen über fünf Jahre. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Handverletzungen entstand durch Zugkräfte beim Führen von Pferden, insbesondere durch Zügel oder Führstricke.


Wer ist betroffen? Ein Sport mit weiblicher Mehrheit


Die Analyse zeigt auch: Pferdesport ist klar weiblich dominiert. Von den 39 untersuchten Fällen waren 35 PatientInnen Frauen. Das Durchschnittsalter lag bei 35 Jahren, wobei die jüngste Patientin neun Jahre alt war.


Interessant ist auch die Verteilung der Erfahrungslevel:


  • 51 % (20 Fälle): HobbyreiterInnen mit Reitabzeichen.

  • 41 % (16 Fälle): HobbyreiterInnen ohne Abzeichen.

  • 7,7 % (3 Fälle): ProfireiterInnen.


Trotz der Schwere der Verletzungen trugen nur knapp 31 % der PatientInnen Schutzhandschuhe – ein Schutz, der nach Ansicht von Experten das Risiko erheblich senken könnte.


Was sind die häufigsten Verletzungen?


Die Studie identifiziert klare Muster in den Verletzungsmechanismen und -orten:


Ursachen


  • 54 % (21 Fälle) entstanden beim Führen der Pferde.

  • 33 % (13 Fälle) durch Stürze.

  • 13 % (5 Fälle) durch Bissverletzungen.


Verletzungsorte


  • Fingerglieder (85 % der Fälle).

  • Mittelhandknochen (4 Fälle).

  • Handwurzelknochen (2 Fälle).


Schweregrad


  • Frakturen traten in über der Hälfte der Fälle (20) auf.

  • 23 % der PatientInnen (9 Fälle) erlitten Abrissamputationen.

  • Fast 80 % (31 Fälle) erforderten chirurgische Eingriffe.


Eine unterschätzte Gefahr mit schweren Folgen


Obwohl Verletzungen im Pferdesport nur einen kleinen Anteil aller Notfälle ausmachen, betonen die Autoren der Studie, dass diese Verletzungen oft unverhältnismäßig schwer sind. Der hohe Anteil an Frakturen, Amputationen und operativen Eingriffen verdeutlicht die Dringlichkeit, präventive Maßnahmen zu ergreifen.


„Pferdesport ist ein Hobby, das viele Menschen begeistert, aber die Risiken dürfen nicht unterschätzt werden. Besonders die Hände sind extrem anfällig für schwere Verletzungen“, erklärt Dr. Benedikt Ritter, einer der Autoren der Studie, gegenüber propferd.at.


Experten fordern gezielte Präventionsmaßnahmen


Um Handverletzungen im Pferdesport zu reduzieren, empfehlen die Forscher mehrere Maßnahmen:


  • Schutzhandschuhe tragen: Geeignete Handschuhe können das Risiko erheblich mindern.

  • Selbstöffnende Panikhaken: Diese verhindern gefährliche Zugkräfte durch Zügel oder Führstricke.

  • Schulung und Sensibilisierung: Mehr Bewusstsein für die Risiken und Sicherheitsregeln beim Umgang mit Pferden.

  • Spezialisierte Pflege: Im Ernstfall sind spezialisierte Behandlungszentren entscheidend.


Fazit: Sicherheit geht vor – auch beim Führen von Pferden


Die Studie verdeutlicht, dass das Führen von Pferden weit mehr Risiken birgt, als viele ReiterInnen ahnen. Besonders für HobbyreiterInnen ohne Abzeichen oder Erfahrung ist das Verletzungsrisiko hoch. Gleichzeitig zeigt die geringe Nutzung von Schutzausrüstung, dass Prävention in der Pferdesport-Community noch nicht selbstverständlich ist.


Mit gezielten Schutzmaßnahmen wie dem Tragen von Handschuhen und speziellen Befestigungen an den Führstricken können jedoch viele Verletzungen vermieden werden. Der Appell der Forscher: „Setzen Sie auf Sicherheit, bevor es zu spät ist.“


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