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Wanderreiten in der Rhön: Hier gibt's unvergessliche Reitabenteuer

Entschleunigen, den Alltag hinter sich lassen und auf dem Pferderücken Land und Leute erleben: Ein Wanderritt in der Rhön ist für viele Reiterinnen und Reiter ein absoluter Traum. Wir erklären, was man beachten sollte.

Landschaft bei Sonnenuntergang
(Quelle: @Dimitri Kolpakov / Unsplash - Symbolbild)

Die Rhön, liebevoll als "Land der offenen Fernen" bezeichnet, ist ein wahres Paradies für Wanderreiter. Diese einzigartige Mittelgebirgslandschaft zwischen Bayern, Hessen und Thüringen bietet mit ihren sanften Hügeln, weiten Hochebenen und ursprünglichen Landschaften ideale Bedingungen für mehrtägige Reittouren.


Dieser Ratgeber erklärt Ihnen alles, was Sie für ein erfolgreiches Wanderreit-Abenteuer in der Rhön wissen müssen.


Warum die Rhön ideal für Wanderreiter ist


Die Rhön zeichnet sich durch ihre besondere Topographie aus, die wie geschaffen für das Wanderreiten ist. Die sanft geschwungenen Kuppen und weiten Hochflächen ermöglichen lange, entspannte Ritte ohne extreme Steigungen. Das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön bietet eine intakte Kulturlandschaft mit traditionellen Hutungen, ausgedehnten Wiesen und lichten Wäldern.


Besonders charakteristisch sind die baumfreien Bergkuppen, die sogenannten "Kuppen", die fantastische Weitblicke über die Landschaft ermöglichen. Die Rhön ist dünn besiedelt, was bedeutet, dass Reiter oft stundenlang durch unberührte Natur reiten können, ohne auf Verkehr oder dichte Besiedlung zu stoßen.


Die Region verfügt über ein gut ausgebautes Netz von Reitwegen, die speziell für Wanderreiter konzipiert wurden. Viele dieser Wege folgen alten Handelswegen und Viehtriebwegen, die seit Jahrhunderten genutzt werden und daher gut für Pferde geeignet sind.


Die schönsten Wanderreitrouten in der Rhön


Der Rhöner Reitweg ist das Herzstück des Wanderreitens in der Region. Dieser 185 Kilometer lange Rundweg führt durch alle drei Bundesländer und verbindet die schönsten Landschaften der Rhön miteinander. Der Weg ist in acht Etappen unterteilt, wobei jede Etappe etwa 20 bis 25 Kilometer lang ist und somit gut an einem Tag zu bewältigen ist.


Die erste Etappe führt von Mellrichstadt nach Fladungen und bietet einen sanften Einstieg in die Rhöner Landschaft. Reiter passieren traditionelle Dörfer und durchqueren die für die Rhön typischen Wiesenlandschaften. Die zweite Etappe von Fladungen nach Bischofsheim am Kreuzberg ist besonders reizvoll, da sie an der berühmten Wasserkuppe, dem höchsten Berg der Rhön, vorbeiführt.


Eine der spektakulärsten Etappen ist die Route von Poppenhausen nach Hilders, die über die Hochrhön führt. Hier erleben Reiter die charakteristische Landschaft der offenen Bergkuppen und genießen atemberaubende Panoramablicke. Die Strecke führt durch das Rote Moor, eines der bedeutendsten Hochmoore Mitteleuropas.


Für erfahrene Wanderreiter bietet sich auch der Milseburgweg an, der zur Milseburg führt, einem der markantesten Berge der Rhön. Diese Tour erfordert etwas mehr reiterliches Können, da einige steilere Passagen zu bewältigen sind, belohnt aber mit spektakulären Ausblicken über die gesamte Rhön.


Alternativ können Reiter den Sternenweg erkunden, der durch die dunkelste Region Deutschlands führt. Die Rhön ist als Sternenpark anerkannt, und Nachtritte unter dem klaren Sternenhimmel sind ein unvergessliches Erlebnis.


Unterkünfte für Ross und Reiter


Die Rhön verfügt über ein gut ausgebautes Netz von reitfreundlichen Unterkünften, die speziell auf die Bedürfnisse von Wanderreitern ausgerichtet sind. Viele Gasthöfe und Pensionen bieten nicht nur komfortable Zimmer für die Reiter, sondern auch geeignete Stallungen und Weideflächen für die Pferde.


Der Reiterhof Sternenblick in Oberelsbach ist beispielsweise eine ideale Basis für Wanderreiter. Er bietet moderne Boxen, große Paddocks und eine professionelle Versorgung der Pferde. Die Inhaber sind selbst passionierte Wanderreiter und können wertvolle Tipps zu den besten Routen geben.


In Bischofsheim am Kreuzberg finden Reiter im Gasthof Zur Rhön eine traditionelle Unterkunft mit angeschlossenem Reitstall. Die Lage am Fuße des Kreuzbergs macht diesen Ort zu einem perfekten Ausgangspunkt für Touren in die Hochrhön.


Für Reiter, die das Camping bevorzugen, gibt es spezielle Zeltplätze wie den Reitercampingplatz am Roten Moor. Hier können Pferde auf großen Weiden grasen, während ihre Besitzer in der ursprünglichen Natur der Rhön übernachten.


Viele Unterkünfte bieten auch Halbpension an, was für Wanderreiter praktisch ist, da sie sich nicht um die Verpflegung kümmern müssen. Die Rhöner Küche ist herzhaft und bietet genau die richtige Stärkung nach einem langen Reittag.


Beste Reisezeit und Wetterbedingungen


Die ideale Zeit für Wanderreiten in der Rhön erstreckt sich von Mai bis Oktober. In dieser Zeit sind die Wege gut begehbar, und das Wetter ist meist stabil genug für mehrtägige Touren. Der Frühling bietet den Vorteil der Blütenpracht, wenn die Rhöner Wiesen in voller Blüte stehen und die Landschaft besonders reizvoll ist.


Der Sommer ist die Hauptsaison für Wanderreiter, allerdings können die Temperaturen in der exponierten Hochrhön auch sehr heiß werden. Frühe Starts am Morgen sind dann empfehlenswert, um der Mittagshitze zu entgehen. Die langen Tage bieten ausreichend Zeit für entspannte Ritte mit vielen Pausen.


Der Herbst ist für viele Wanderreiter die schönste Zeit in der Rhön. Die Temperaturen sind angenehm, die Landschaft zeigt sich in prächtigen Farben, und die klare Luft ermöglicht fantastische Fernsichten. Allerdings sollten Reiter die kürzeren Tage und mögliche Wetterumschwünge berücksichtigen.


Winter-Wanderreiten ist in der Rhön grundsätzlich möglich, erfordert aber entsprechende Ausrüstung und Erfahrung. Die höheren Lagen können schneereicher sein, und einige Wege sind möglicherweise nicht befahrbar.


Das Wetter in der Rhön kann schnell umschlagen, da die exponierten Höhenlagen Wetterveränderungen verstärken. Reiter sollten immer wetterfeste Kleidung dabei haben und die Wettervorhersage sorgfältig verfolgen. Gewitter können in den Sommermonaten schnell aufziehen, und auf den offenen Kuppen gibt es wenig Schutz.


Ausrüstung und Vorbereitung


Die richtige Ausrüstung ist entscheidend für ein erfolgreiches Wanderreit-Abenteuer in der Rhön. Für das Pferd sind gut sitzende Sättel und Trensen unerlässlich, da mehrstündige Ritte hohe Anforderungen an die Ausrüstung stellen. Ein Brustblatt oder Vorderzeug ist in den hügeligen Bereichen der Rhön empfehlenswert, um das Rutschen des Sattels zu verhindern.


Satteltaschen sind praktisch für die Mitnahme von Proviant, Wasser und Erste-Hilfe-Ausrüstung. Wasserdichte Packtaschen schützen wichtige Gegenstände vor Regen. Eine GPS-Ausrüstung oder zumindest detaillierte Karten sind wichtig, da die Beschilderung der Reitwege nicht überall optimal ist.


Für den Reiter ist wetterfeste Kleidung unerlässlich. Die Rhön ist bekannt für schnelle Wetterumschwünge, und in den exponierten Höhenlagen kann es auch im Sommer kühl und windig werden. Reithelme sind nicht nur aus Sicherheitsgründen empfehlenswert, sondern auch vorgeschrieben, wenn man mit gemieteten Pferden unterwegs ist.


Die Vorbereitung des Pferdes ist ebenso wichtig wie die Ausrüstung. Pferde sollten eine gute Grundkondition haben und an längere Ritte gewöhnt sein, bevor sie zu einer mehrtägigen Wanderreittour aufbrechen. Eine tierärztliche Untersuchung vor der Tour ist empfehlenswert, besonders wenn das Pferd nicht regelmäßig geritten wird.


Hufschutz ist in der Rhön besonders wichtig, da die Wege teilweise steinig sein können. Gut beschlagene Hufe oder geeignete Hufschuhe schützen vor Verletzungen und Abnutzung. Ersatz-Hufschuhe sollten immer mitgeführt werden.


Sicherheit und Verkehrsregeln


Sicherheit hat beim Wanderreiten oberste Priorität, besonders in der Rhön mit ihren wechselnden Geländebedingungen. Reiter sollten niemals allein unterwegs sein, sondern mindestens zu zweit reiten. Bei größeren Gruppen ist ein erfahrener Führer empfehlenswert, der die örtlichen Gegebenheiten kennt.


Die Verkehrsregeln für Reiter müssen strikt beachtet werden. In der Rhön führen einige Reitwege über oder entlang von Straßen. Reiter haben grundsätzlich die gleichen Rechte und Pflichten wie andere Verkehrsteilnehmer, müssen aber besondere Vorsicht walten lassen. Reflektierende Kleidung oder Ausrüstung ist bei schlechten Lichtverhältnissen empfehlenswert.


In Naturschutzgebieten, die einen großen Teil der Rhön ausmachen, gelten besondere Regeln. Das Verlassen markierter Wege ist oft nicht erlaubt, und in bestimmten Bereichen kann das Reiten zeitweise eingeschränkt oder verboten sein. Aktuelle Informationen sollten vor der Tour bei den örtlichen Behörden oder Tourismusverbänden eingeholt werden.


Der Umgang mit Weidetieren erfordert besondere Aufmerksamkeit. In der Rhön wird extensive Beweidung betrieben, und Reiter treffen häufig auf Rinder- oder Schafherden. Pferde sollten an solche Begegnungen gewöhnt sein, und Reiter sollten ruhig und besonnen reagieren.


Notfallausrüstung gehört zur Grundausstattung jeder Wanderreittour. Ein Erste-Hilfe-Set für Mensch und Tier, ein funktionsfähiges Mobiltelefon und die Nummern der örtlichen Rettungsdienste sollten immer dabei sein. In entlegenen Gebieten der Rhön kann der Mobilfunkempfang eingeschränkt sein, daher sollten geplante Routen und Zeitpläne bei der Unterkunft hinterlegt werden.


Anreise und Pferdetransport


Die Anreise in die Rhön ist mit dem Pferdetransporter von allen Richtungen gut möglich. Die Region ist über die Autobahnen A7, A71 und A66 erreichbar. Für die Planung der Route sollten die Beschränkungen für Pferdetransporter beachtet werden, insbesondere Höhen- und Gewichtsbeschränkungen.


Viele Wanderreiter-Unterkünfte bieten Parkmöglichkeiten für Pferdetransporter an. Diese sollten vorab reserviert werden, da nicht alle Betriebe über ausreichend große Parkflächen verfügen. Einige Unterkünfte bieten auch einen Shuttle-Service vom nächstgelegenen größeren Parkplatz an.


Für Reiter ohne eigenen Pferdetransporter gibt es spezialisierte Transportunternehmen, die Pferde in die Rhön bringen. Diese Services sind besonders für kleinere Gruppen oder Einzelreiter interessant, die nicht über die nötige Transportausrüstung verfügen.


Alternativ ist es möglich, Pferde vor Ort zu mieten. Mehrere Reiterhöfe in der Rhön bieten gut ausgebildete Wanderreitpferde an, die die örtlichen Gegebenheiten kennen und entsprechend ausgebildet sind. Dies ist besonders für weniger erfahrene Wanderreiter oder für Gruppen mit unterschiedlichen Reiterniveaus empfehlenswert.


Besondere Naturerlebnisse und Sehenswürdigkeiten


Die Rhön bietet Wanderreitern einzigartige Naturerlebnisse, die weit über das normale Reiterlebnis hinausgehen. Das Biosphärenreservat Rhön ist Heimat seltener Tier- und Pflanzenarten, die Reiter mit etwas Glück beobachten können. Schwarzstörche, Rotmilane und andere seltene Vogelarten sind in der Region heimisch.


Die Wasserkuppe, mit 950 Metern der höchste Berg der Rhön, ist ein besonderes Erlebnis für Wanderreiter. Als "Wiege des Segelflugs" bietet sie nicht nur fantastische Ausblicke, sondern auch die Möglichkeit, Segelflugzeugen beim Start und bei der Landung zuzuschauen. Ein Ritt zur Wasserkuppe sollte in keiner Rhön-Tour fehlen.


Das Schwarze Moor und das Rote Moor sind einzigartige Hochmoorlandschaften, die zu den wertvollsten Biotopen Mitteleuropas gehören. Spezielle Reitwege führen um diese sensiblen Bereiche herum und ermöglichen Einblicke in diese ursprüngliche Landschaft, ohne die empfindlichen Ökosysteme zu stören.


Die Milseburg mit ihrer markanten Basaltkuppe ist ein weiteres Highlight. Der Aufstieg ist anspruchsvoller, belohnt aber mit spektakulären Rundblicken über die gesamte Rhön. Die keltischen Befestigungsanlagen auf dem Gipfel zeugen von der langen Geschichte der Region.


Traditionelle Rhöner Dörfer mit ihren charakteristischen Fachwerkhäusern und historischen Kirchen liegen entlang vieler Reitwege. Diese bieten nicht nur kulturelle Einblicke, sondern oft auch Möglichkeiten zur Einkehr und Pause.


Praktische Tipps für Wanderreiter


Die Verpflegung unterwegs will gut geplant sein. Viele Gasthäuser in der Rhön sind reitfreundlich und bieten die Möglichkeit, Pferde für die Dauer der Einkehr zu versorgen. Typische Rhöner Spezialitäten wie Rhöner Bratwurst oder Ploatz (ein traditioneller Kartoffelauflauf) geben Reitern die nötige Energie für die nächste Etappe.


Wasserstellen für Pferde sind entlang der Hauptreitwege meist vorhanden, sollten aber vorab in die Routenplanung einbezogen werden. In trockenen Sommern können einige natürliche Wasserstellen versiegen, daher ist es ratsam, zusätzliches Wasser für die Pferde mitzuführen.


Die Rhöner Bevölkerung ist traditionell pferdefreundlich, da die Region eine lange Geschichte der Pferdehaltung hat. Dennoch sollten Reiter Rücksicht auf Fußgänger, Radfahrer und andere Erholungssuchende nehmen. Ein freundlicher Gruß und angemessenes Tempo schaffen eine positive Atmosphäre.


Wettervorhersagen sollten täglich kontrolliert werden, da sich die Bedingungen in der Rhön schnell ändern können. Viele Smartphone-Apps bieten spezielle Bergwetter-Vorhersagen, die für die exponierten Bereiche der Rhön besonders relevant sind.


Die Buchung von Unterkünften sollte rechtzeitig erfolgen, besonders in der Hauptsaison von Juni bis September. Viele reitfreundliche Betriebe haben nur begrenzte Kapazitäten und sind bei Wanderreitern sehr beliebt.


Fotografieren ist in der spektakulären Landschaft der Rhön besonders lohnend. Reiter sollten aber darauf achten, dass ihre Pferde an das Handling von Kameras und die damit verbundenen Geräusche gewöhnt sind. Die besten Fotomotive bieten sich meist von den exponierten Kuppen aus, wo weitläufige Panoramablicke möglich sind.


Fazit: Ein unvergessliches Erlebnis


Wanderreiten in der Rhön ist mehr als nur eine sportliche Aktivität – es ist ein intensives Naturerlebnis, das Reiter und Pferd gleichermaßen bereichert. Die einzigartige Landschaft, die gute Infrastruktur und die Gastfreundschaft der Region machen die Rhön zu einem der besten Wanderreitgebiete Deutschlands.


Ob für einen Tagesausflug oder eine mehrtägige Tour, ob für Anfänger oder erfahrene Wanderreiter – die Rhön bietet für jeden die passenden Möglichkeiten. Die Kombination aus ursprünglicher Natur, kulturellen Sehenswürdigkeiten und moderner Infrastruktur schafft ideale Voraussetzungen für unvergessliche Reiterlebnisse.


Mit der richtigen Vorbereitung, angemessener Ausrüstung und Respekt vor der Natur steht einem erfolgreichen Wanderreit-Abenteuer in der Rhön nichts im Weg. Die Erinnerungen an weite Blicke über die "offenen Fernen", an entspannte Ritte durch blühende Wiesen und an die besondere Verbindung zwischen Mensch, Pferd und Natur werden lange nachklingen.

 

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