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Harte Wahrheit: Studie zeigt, dass viele Pferde nicht artgerecht gehalten werden – Experten fordern dringend Veränderungen

Eine bahnbrechende Studie deckt massive Defizite in der Pferdehaltung auf und ruft Reiter, Besitzer und die Branche zur Verantwortung.

Pferd an improvisiertem Tor
(Quelle: @Idella Meyland / Unsplash)

Pferdehaltung in der Kritik: Wenn grundlegende Bedürfnisse unerfüllt bleiben


Eine neue, umfassende Studie des britischen National Equine Welfare Council (NEWC) zeigt auf, dass viele domestizierte Pferde nicht die Bedingungen vorfinden, die sie für ein glückliches und gesundes Leben benötigen. Fehlende Bewegungsfreiheit, unzureichende soziale Kontakte und zu wenig Futter gehören zu den Hauptproblemen, die Pferden tagtäglich widerfahren.


Die Studie, die 2024 in der renommierten Zeitschrift Animal Welfare veröffentlicht wurde, analysiert die aktuellen Standards in der Pferdehaltung und liefert klare Empfehlungen, wie das Wohlbefinden der Tiere verbessert werden kann.


Bahnbrechende Erkenntnisse: Warum Pferde leiden


Die Forscherinnen Dr. Carol Hall und Dr. Rachel Kay überprüften zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten zu den Bedürfnissen von Pferden und deren Interaktionen mit Menschen. Ihr Fazit ist ernüchternd:


  • Arten-typische Bedürfnisse werden oft ignoriert: Viele Pferde können grundlegende Verhaltensweisen wie Sozialisation, ausreichende Bewegung oder kontinuierliche Futteraufnahme nicht ausleben.

  • Negative Verhaltensweisen bleiben unbemerkt: Symptome von Stress und Unwohlsein, wie stereotype Verhaltensweisen, werden häufig nicht erkannt oder falsch interpretiert.


„Die aktuelle Pferdehaltung und Trainingsmethoden erfüllen oft nicht die Anforderungen, die nötig sind, um den Tieren ein gutes Leben zu ermöglichen“, so Dr. Hall.

Die Rolle des Menschen: Zwischen Wohl und Wehe


Die zweite Phase der Untersuchung widmet sich der Beziehung zwischen Mensch und Pferd. Dabei wurde deutlich, dass der Umgang mit Pferden sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf deren Wohlbefinden haben kann.


Die Ergebnisse zeigen, dass:


  • Menschliches Verhalten oft missverstanden wird: Pferde werden durch bestimmte Trainingsmethoden oder restriktive Praktiken in unangenehme Situationen gezwungen, aus denen sie sich nicht zurückziehen können.

  • Positive Erlebnisse entscheidend sind: Das Verhältnis von angenehmen und unangenehmen Erfahrungen bestimmt maßgeblich die Lebensqualität der Pferde.


„Die Interaktionen zwischen Mensch und Pferd müssen weniger belastend und deutlich positiver gestaltet werden“, heißt es in der Studie.

Empfehlungen der Experten: Was sich ändern muss


Die Forscherinnen geben konkrete Handlungsempfehlungen, um das Leben von Pferden nachhaltig zu verbessern:


  1. Mehr Raum, soziale Kontakte und kontinuierliches Futter: Pferde brauchen Bewegungsfreiheit, Artgenossen und Zugang zu Raufutter, um ihr Wohlbefinden zu sichern.

  2. Bessere Trainingsmethoden: Negative Interaktionen sollten minimiert und durch positive Ansätze ersetzt werden.

  3. Verhaltenssignale ernst nehmen: Schmerzen und Unwohlsein sollten früh erkannt und behandelt werden.


Ein Wendepunkt für die Pferdehaltung?


Carolyn Madgwick, Vorsitzende des NEWC, betont, dass die Studie nicht nur Missstände aufdeckt, sondern auch eine Chance bietet: „Diese Erkenntnisse geben uns die Möglichkeit, die Lebensbedingungen von Pferden grundlegend zu verbessern.“


Der Verband plant, die Ergebnisse in seinen Verhaltenskodex aufzunehmen und diesen branchenweit zu verbreiten, um so den Standard der Pferdehaltung zu heben.


Fazit: Zeit für Veränderung


Die Studie macht klar: Ein gutes Leben für Pferde ist nur möglich, wenn ihre artgerechten Bedürfnisse erfüllt werden und der Mensch seine Rolle als Verantwortlicher ernst nimmt. Jetzt liegt es an der gesamten Branche – von Reitern bis zu Trainern –, diese Erkenntnisse umzusetzen und die Lebensqualität der Pferde nachhaltig zu verbessern.


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