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Fritz Thiedemann: Glanz und Schatten einer Reitsport-Legende

Vor 25 Jahren starb einer der größten deutschen Reiter. Doch neben seinen Erfolgen gibt es in seinem Leben ein dunkles Kapitel, das bis heute nachwirkt.

Fritz Thiedemann auf Meteor
(Quelle: @Holsteiner Verband / Facebook)

Am 8. Januar 2000 starb Fritz Thiedemann, einer der erfolgreichsten deutschen Reitsportler, im Alter von 82 Jahren. Sein Name bleibt untrennbar mit dem „Wunder-Wallach“ Meteor verbunden, mit dem er zahllose Turniere gewann und 1960 Mannschafts-Gold bei den Olympischen Spielen in Rom holte.


Meteor, der bis heute als eines der erfolgreichsten Springpferde der Welt gilt, erhielt 1959 ein Denkmal vor dem Landwirtschaftsministerium in Kiel.


Reitsport-Ikone mit weltweiten Erfolgen


Thiedemann prägte den Reitsport nachhaltig: Neben Olympischen Medaillen errang er den Titel des Europameisters und wurde 2008 posthum in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Doch trotz dieser glanzvollen Erfolge wirft ein dunkler Schatten auf seine Karriere.


Ein dunkler Schatten über einer goldenen Karriere


Ein Kapitel in Thiedemanns Leben wird selten beleuchtet: seine Verbindungen zum Nationalsozialismus. Bereits 1936, als Teenager, trat er in den SA-Reitersturm ein. Im April 1938 sorgte er bei einem Reitturnier in Berlin für Schlagzeilen, als ihm der SA-Obergruppenführer und „Reichsreiterführer“ Karl-Siegmund Litzmann persönlich gratulierte.


Die historische Dokumentation zeigt: Thiedemann war nicht nur ein Ausnahmereiter, sondern auch ein Repräsentant des NS-Regimes.


Seine Biografie auf der Webseite der Hall of Fame erwähnt diese Verbindungen – doch in seiner eigenen Autobiografie spart Thiedemann diesen Abschnitt aus. Auch seine kurze Zeit an der Westfront 1940 und die spätere Versetzung zur Heeresreitschule in Potsdam bleiben in den offiziellen Darstellungen oft Randnotizen.


Wie der Pferdesport im Nationalsozialismus instrumentalisiert wurde


Dr. Nele Maya Fahnenbruck, Historikerin an der Universität Hamburg, hat in ihrer Forschung die Rolle des Pferdesports im Nationalsozialismus untersucht. Dabei wird deutlich: Fritz Thiedemann war kein Einzelfall.


„SA-Männer wie Fritz Thiedemann und Josef Neckermann sind Exempel für die bruchlosen Übergänge in die Nachkriegszeit“, so Fahnenbruck in einem Interview, berichtet sport.de. Trotz ihrer Verstrickungen in das NS-Regime mussten Reitsportler wie Thiedemann keinen gesellschaftlichen Ansehensverlust befürchten.


Die Entnazifizierung nach dem Krieg verlief laut der Historikerin oft oberflächlich. Sportgrößen wie Thiedemann wurden meist als „Mitläufer“ oder „Entlastet“ eingestuft, was ihnen eine ungebrochene Karriere nach dem Krieg ermöglichte.


Ein ambivalentes Vermächtnis


Fritz Thiedemann kehrte 1945 nach einer Kriegsverletzung und kurzer amerikanischer Gefangenschaft in seine Heimat Weddinghusen zurück. Seine spätere Karriere im Reitsport überstrahlte die Jahre des Krieges – doch die Verbindungen zum Nationalsozialismus bleiben ein Teil seiner Geschichte.


Thiedemanns Erfolgsgeschichte ist ein Beispiel dafür, wie Sportler nach 1945 ein glänzendes Renommee aufrechterhalten konnten, während ihre Verstrickungen in das NS-Regime weitgehend ignoriert wurden. Es zeigt, wie der Sport in politisch schwierigen Zeiten instrumentalisiert werden kann und wie wichtig es ist, auch die dunklen Kapitel solcher Lebensläufe kritisch zu beleuchten.


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