Warum Reiter besonders anfällig für psychische Probleme sind – und was man dagegen tun kann
- pferdewelten
- 8. Jan.
- 2 Min. Lesezeit
Reiten ist nicht nur eine körperliche Herausforderung, sondern auch eine mentale. Hoher Druck, Unsicherheiten und Isolation machen den Alltag vieler Reiter schwierig – doch es gibt Auswege.

Verlieren gehört zum Reitsport dazu
Gewinnen ist im Reitsport eine Seltenheit. Selbst Legenden wie Dr. Reiner Klimke oder Hans Günter Winkler erlebten unter dem Strich weit mehr Niederlagen als Erfolge. „Reiten ist ein Sport des Verlierens“, erklärt Sportpsychologe Michael Caulfield im Gespräch mit horseandhound.co.uk.
Das ständige Scheitern kann zu Selbstzweifeln führen: „Mache ich alles richtig? Bin ich überhaupt gut genug?“
Ein Leben voller Herausforderungen
Die Arbeit mit Pferden ist unvorhersehbar. „Man kann drei Jahre auf einen großen Tag hinarbeiten, nur damit das Pferd am Morgen auf einen Stein tritt“, beschreibt Caulfield die Unberechenbarkeit.
Der Stress ist allgegenwärtig: von verletzten Pferden bis hin zu spontanen Rückschlägen – die mentale Belastung ist enorm.
Erfolgreiche Reiter wie die Britin Tina Cook betonen, dass Glück oft eine Rolle spielt. „Es gibt so viele Gründe, sich entmutigt zu fühlen: Reitfähigkeiten, finanzielle Engpässe oder das Gefühl, nicht mutig genug zu sein“, erklärt sie. Doch sie fügt hinzu:
„Hilfe ist da – man muss nur den Mut haben, danach zu fragen.“
Isolation im Alltag
Anders als in vielen anderen Sportarten arbeiten Reiter oft alleine. „Reiten ist ein einsamer Sport“, sagt Performance-Psychologe Charlie Unwin. Das fehlende soziale Umfeld kann sich negativ auf die Psyche auswirken. Seine Lösung: Zeit in anderen Ställen verbringen, um Gemeinschaft zu spüren und das Glückshormon Oxytocin freizusetzen.
Die dunkle Seite der sozialen Medien
Soziale Medien können die Realität verzerren und unrealistische Erwartungen schüren. „Der Vergleich mit scheinbar perfekten Leben anderer Reiter verstärkt Ängste und Unsicherheiten“, warnt Unwin. Die scheinbar makellosen Posts auf Instagram oder Facebook spiegeln oft nicht die Herausforderungen des echten Lebens wider.
Der finanzielle Druck
Reiten ist teuer, und viele Dressurreiter besitzen nicht einmal ihre eigenen Pferde. „Ich habe Menschen gesehen, die ihr Haus verkauft haben, um ein Pferd zu kaufen, nur um alles zu verlieren, wenn das Pferd verletzt wurde“, erzählt Dressurreiter Emile Faurie.
Was tun bei mentalen Belastungen?
Veränderungen erkennen
Depressionen äußern sich durch anhaltende Niedergeschlagenheit und Motivationsverlust. Wer über zwei Wochen hinweg negative Gefühle verspürt, sollte genauer hinschauen.
Probleme teilen
Ein Gespräch mit einem Trainer, Freund oder Familienmitglied kann helfen, Sorgen zu sortieren.
Professionelle Hilfe suchen
Manchmal braucht es einen (Sport-)Psychologen oder ärztliche Hilfe. Geeignete Ansprechpartner lassen sich über die Krankenkasse ermitteln oder über die Internetseiten der entsprechenden Verbände.
Ein offener Umgang mit mentaler Gesundheit
Mentale Gesundheit ist genauso wichtig wie körperliche Fitness. Reiter müssen lernen, Hilfe anzunehmen, ihre Belastungen anzuerkennen und darüber zu sprechen. Nur so können sie das Beste aus ihrem Sport und ihrem Leben herausholen – sowohl im Sattel als auch abseits davon.
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