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Stroh in der Pferdehaltung: Wann ist es sinnvoll – und wann ein No-Go?

Stroh als Einstreu und Futter ist seit jeher ein Klassiker in der Pferdehaltung. Doch Expertenmeinungen und Studien zeigen: Es gibt klare Vor- und Nachteile.

Stroh-Rundballen
(Quelle: @Declan Sun / Unsplash)

Stroh gehört seit Jahrhunderten zur klassischen Pferdehaltung. Als Einstreu, Beschäftigungsmaterial und gelegentlich auch als Futtermittel hat es sich bewährt.


Doch in einer Welt, die zunehmend von Alternativen geprägt ist, wird die Verwendung von Stroh immer häufiger hinterfragt. Handelt es sich um eine überholte Tradition oder um ein zeitloses Element guter Pferdehaltung?


Warum Stroh? Ein altbewährtes Konzept unter der Lupe


Dr. Vervuert, Fachtierärztin und Professorin an der Universität Leipzig, betont im Gespräch mit landundforst.de, dass der Einsatz von Stroh differenziert betrachtet werden sollte. Stroh hat viele Vorteile, doch es gibt auch Herausforderungen, die nicht ignoriert werden dürfen. Eine emotionale Debatte sei hier nicht zielführend. Stattdessen müsse die Entscheidung für oder gegen Stroh auf fundierten Fakten und individueller Abwägung basieren.


Die Vorteile: Warum Stroh geschätzt wird


Stroh ist in der Regel ein Nebenprodukt der Getreideernte und bietet, wenn es von guter Qualität ist, Pferden Komfort und Beschäftigung. Tiere lieben es, in der dicken Einstreu zu liegen, und das Material kann Ammoniak aus dem Urin binden, wenn es regelmäßig ausgemistet wird.


Außerdem erfüllt Stroh eine wichtige Funktion für das natürliche Verhalten der Pferde: Pferde sind von Natur aus Dauerfresser und beschäftigen sich gern mit der Suche nach Futter. In modernen Haltungsformen kann Stroh helfen, dieses Suchbedürfnis zu befriedigen. Besonders bei Pferden, die Heu oder Heulage nicht ausreichend annehmen, kann Stroh eine strukturreiche Ergänzung sein, vorausgesetzt, die Qualität stimmt.


Die Nachteile: Risiken und Herausforderungen


Doch gerade die Qualität ist ein kritischer Punkt. Wetterbedingte Schwankungen können dazu führen, dass Stroh Pilze oder Toxine enthält, die für Pferde gesundheitsschädlich sind. Besonders Tiere mit Atemwegserkrankungen wie Equinem Asthma reagieren empfindlich auf solche Belastungen.


Auch die Strohsorte spielt eine Rolle. Während Hafer- und Weizenstroh in der Regel gut verträglich sind, können verbliebene Grannen im Gerstenstroh die Maulschleimhaut reizen. Zudem ist der Arbeitsaufwand für die Pflege von Strohboxen erheblich, da sie regelmäßig gemistet und die Einstreu sorgfältig gelagert werden muss.


Für wen ist Stroh geeignet – und für wen nicht?


Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die gesundheitliche Eignung von Stroh für verschiedene Pferde. Für Tiere mit Übergewicht kann eine gemischte Fütterung von Stroh und Heu sinnvoll sein, um die Fresszeit zu verlängern und den Kaloriengehalt der Nahrung zu reduzieren.


Andererseits können Pferde, die zu Verstopfungskoliken neigen oder wenig trinken, Probleme mit Stroh bekommen. Auch bei Pferden mit freiem Kotwasser oder empfindlicher Magenschleimhaut sollte die Verwendung von Stroh gut überlegt sein.


Die Expertenmeinung: Weniger ist oft mehr


Dr. Vervuert plädiert für einen pragmatischen Ansatz: Stroh kann sowohl in der Einstreu als auch in der Fütterung sinnvoll sein, wenn die Bedingungen stimmen. Es sollte allerdings nicht als universelle Lösung betrachtet werden. Pferdebesitzer sollten die individuellen Bedürfnisse ihrer Tiere berücksichtigen und sich bewusst machen, dass weniger manchmal mehr ist. Übermäßiges Experimentieren mit verschiedenen Futterzusätzen sei oft kontraproduktiv.


Zukunft des Strohs: Flexibilität ist gefragt


In der Zukunft wird die Rolle von Stroh auch durch klimatische Veränderungen beeinflusst. Geringere Erntemengen und schwankende Qualitäten machen es notwendig, flexibel zu bleiben und Alternativen in Betracht zu ziehen. Dennoch bleibt Stroh ein wichtiger Bestandteil der Pferdehaltung – vorausgesetzt, es wird richtig eingesetzt und sorgfältig gemanagt.


Fazit: Stroh – Segen oder Problem?


  • Pro: Komfort, Beschäftigung und kostengünstige Fütterungsergänzung.

  • Contra: Qualitätsprobleme, Arbeitsaufwand und gesundheitliche Risiken.

  • Empfehlung: Die Entscheidung für oder gegen Stroh sollte individuell getroffen und an die Bedürfnisse des Pferdes angepasst werden.


Mit einem ausgewogenen Ansatz und dem richtigen Management kann Stroh auch heute noch ein wertvolles Element in der Pferdehaltung sein – wenn die Qualität stimmt.


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