Pferdesport in der Krise: Kann die Turn-Revolution den Ausweg zeigen?
- pferdewelten
- 25. Feb.
- 2 Min. Lesezeit
Der Turnsport rettete sich mit Reformen aus der Krise – kann der Pferdesport das auch? Experten diskutieren revolutionäre Ansätze für das Wohl der Pferde.

Turnsport und Pferdesport – zwei Welten, die mehr gemeinsam haben, als es scheint. Während der Turnsport sich durch tiefgreifende Reformen wandelte, steht der Pferdesport vor ähnlichen Herausforderungen.
Experten auf der World Horse Welfare Konferenz am 13. Februar in England diskutierten, wie das Wohl der Pferde ins Zentrum rücken kann.
„Wir müssen fragen: Ist das Pferd wirklich okay?“
World Horse Welfare CEO Roly Owers stellte zu Beginn klar: Es geht nicht nur um das Image des Sports, sondern um das Wohl der Pferde.
„Wir müssen hinterfragen, welche Faktoren zu ungewollten Praktiken führen und wie wir eine progressive Veränderung anstoßen können.“
Was der Pferdesport vom Turnen lernen kann
Sarah Powell, CEO des Turn-Verbandes British Gymnastics, erklärte, wie der Turnsport sich nach einer schweren Krise reformierte. Ein Bericht aus dem Jahr 2020 enthüllte schockierende Mängel beim Umgang mit Athleten. Powell betonte, dass echte Reformen nur durch eine tiefgreifende Veränderung von Einstellung und Kultur möglich seien.
„Es geht nicht nur darum, Probleme zu identifizieren, sondern Verantwortung zu übernehmen. Es braucht ein Umdenken bei Trainern und Offiziellen – nicht nur Regeln, sondern echte Verhaltensänderung“, erklärte Powell.
Mitspracherecht fürs Pferd? Eine radikale Idee
Tierärztin Mette Uldahl stellte eine revolutionäre Frage: „Warum tun gute Menschen schlechte Dinge?“ Oft werden Reiter von klein auf gelehrt, dass harsche Methoden nötig seien, um erfolgreich zu sein. Doch das schadet nicht nur den Pferden, sondern auch den Reitern selbst.
„Viele glauben, sie tun das Richtige, während sie dem Pferd unbewusst Leid zufügen“, so Uldahl.
Die Lösung? Eine objektive Verhaltensanalyse der Pferde. Der Pferdesport müsse sich neu ausrichten – weg von Leistung um jeden Preis, hin zu echtem Wohlbefinden.
„Der wahre Sieger ist der mit dem glücklichsten Pferd“
Ein entscheidender Punkt in der Diskussion war die Idee, dass das Wohl des Pferdes an oberster Stelle stehen muss – noch vor Medaillen oder Prestige. „Wir brauchen einen grundlegenden Perspektivwechsel. Der wahre Gewinner sollte nicht der beste Performer, sondern das am besten betreute Pferd sein“, forderte Uldahl.
Fazit: Wandel oder Untergang?
Der Pferdesport steht an einem Wendepunkt. Die Konferenz hat gezeigt: Veränderung ist möglich, aber nur, wenn traditionelle Denkmuster aufgebrochen werden. Der entscheidende Schritt?
Die Frage, die sich jeder Reiter stellen muss: „Ist mein Pferd wirklich okay bzw. ist etwas für das Pferd wirklich in Ordnung?“ Die Zukunft des Pferdesports könnte genau an dieser einfachen Frage hängen.
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