Masterarbeit enthüllt: Wie die neue Gebührenordnung Tierärzte und Pferdehalter spaltet
- pferdewelten
- 16. Jan.
- 2 Min. Lesezeit
Die 2022 eingeführte Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) hat die Pferdewelt auf den Kopf gestellt. Eine preisgekrönte Masterarbeit an der Hochschule Osnabrück beleuchtet die Auswirkungen dieser Reform – mit aufschlussreichen Ergebnissen.

Studentin Elena Karthäuser suchte sich für ihre Masterarbeit ein "heißes Eisen" aus: Sie analysierte in ihrer Arbeit zwei umfangreiche Umfragen: 14.021 Pferdehalter und 250 Tierärzte nahmen an den Befragungen teil. Ziel war es, die konkreten Folgen der neuen GOT auf die Pferdehaltung zu ermitteln.
Die Arbeit wurde nun von der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft rund um das Pferd ausgezeichnet.
Für Pferdehalter ein teures Problem
Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung: 40,3 % der Pferdehalter gaben an, tierärztliche Leistungen seltener in Anspruch zu nehmen, weil die Gebühren gestiegen sind. Besonders die neue Hausbesuchsgebühr sorgt für Unmut – fast die Hälfte der Halter (48,3 %) empfindet die Regelung als unfair.
Die finanziellen Belastungen sind so gravierend, dass das Wohl vieler Tiere gefährdet sein könnte, wenn notwendige Behandlungen aus Kostengründen verzögert werden.
Tierärzte profitieren, aber nicht ohne Druck
Auf Seiten der Tierärzte zeigt sich ein gemischtes Bild. 67,4 % berichten von gestiegenen Einnahmen, was die wirtschaftliche Lage vieler Praxen verbessert hat.
Doch fast die Hälfte der Befragten (47,7 %) fühlt sich durch den sozialen Druck der Kunden stärker belastet. Gleichzeitig wird die neue GOT als eine Chance gesehen, das Berufsbild des Tierarztes attraktiver zu machen und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Ein Balanceakt zwischen Wirtschaft und Tierwohl
Die Ergebnisse der Masterarbeit zeigen die weitreichenden Konsequenzen der GOT-Anpassung. Einerseits war die Reform notwendig, um die wirtschaftliche Stabilität der Tierarztpraxen zu sichern.
Andererseits gefährdet sie durch die hohen Kosten das Tierwohl, da viele Halter Behandlungen zurückstellen oder vermeiden.
Zukunft der Pferdehaltung im Blick
Karthäuser plädiert dafür, die Auswirkungen der GOT weiterhin zu beobachten und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen. Ziel sollte es sein, ein Gleichgewicht zu schaffen: Tierarztpraxen wirtschaftlich zu stärken, ohne das Wohl der Tiere und die finanzielle Tragfähigkeit der Halter zu gefährden.
Die Debatte um die GOT zeigt, wie komplex und kontrovers die Schnittstelle zwischen Tierwohl und Wirtschaft ist – und wie dringend Lösungen gesucht werden müssen.
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