Hufrolle beim Pferd – Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten
- pferdewelten
- 13. Nov. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Die sogenannte „Hufrollenentzündung“ oder „Podotrochlose“ ist ein Thema, das vielen Pferdebesitzern Sorgen bereitet.

Diese Erkrankung betrifft die komplexe Struktur des Hufes, insbesondere die sogenannte Hufrolle, und kann starke Lahmheiten und Schmerzen verursachen.
In diesem Ratgeber erfährst du alles Wichtige rund um die Hufrolle, die Erkrankung selbst sowie über ihre Ursachen, Symptome, Diagnose und mögliche Behandlungen.
Was ist die Hufrolle beim Pferd?
Die Hufrolle ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe von Strukturen im Huf des Pferdes, die eng zusammenarbeiten, um Bewegung und Stoßdämpfung im Huf zu gewährleisten. Sie besteht aus:
Strahlbein: Ein kleiner Knochen an der Rückseite des Hufgelenks
Hufrollenschleimbeutel: Ein flüssigkeitsgefüllter Beutel, der als Puffer wirkt und zwischen Strahlbein und der tiefen Beugesehne liegt
Tiefe Beugesehne: Eine Sehne, die das Bein von oben hinab führt und für die Hufstellung und Bewegung entscheidend ist
Diese Strukturen müssen reibungslos zusammenarbeiten, um die Bewegungen des Pferdes abzufedern und den Druck im Huf gleichmäßig zu verteilen. Eine „Hufrollenerkrankung“ liegt vor, wenn Entzündungen, Verschleiß oder Schäden an einem oder mehreren dieser Bestandteile auftreten.
Ursachen der Hufrollenerkrankung
Die Ursachen für eine Hufrollenerkrankung sind oft komplex und multifaktoriell. Hier einige Faktoren, die zu dieser Erkrankung führen können:
Anatomische Prädisposition
Bestimmte Pferderassen, wie Quarter Horses oder Warmblüter, haben eine genetische Veranlagung zur Hufrollenerkrankung. Ein niedriger Hufwinkel oder ein enger Huf können die Belastung auf die Hufrolle verstärken und langfristig zu Schäden führen.
Überbelastung und Verschleiß
Eine übermäßige Belastung des Hufs durch intensives Training, Springen, Rennen oder Arbeit auf hartem Untergrund kann die Strukturen der Hufrolle belasten und schließlich zu Schäden führen.
Haltungs- und Fütterungsfehler
Mangelhafte Pflege, falsches Beschlagen und zu wenig Bewegung können die Durchblutung und Gesundheit der Hufe beeinträchtigen. Eine unausgewogene Fütterung, die zu einer schlechten Hufqualität führt, kann ebenfalls ein Risikofaktor sein.
Altersbedingter Verschleiß
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Verschleißerscheinungen in der Hufrolle. Insbesondere Pferde, die ein langes Leben als Arbeitspferde hatten, sind oft betroffen.
Symptome der Hufrollenerkrankung
Die Symptome einer Hufrollenerkrankung treten oft schleichend auf und können sich unterschiedlich äußern. Besonders bei Bewegung fällt oft eine Lahmheit auf.
Anzeichen einer Lahmheit
Ein Pferd mit Hufrollenerkrankung zeigt typischerweise eine belastungsabhängige Lahmheit, die vor allem nach Bewegung oder intensiver Belastung stärker wird.
Ständiges „Umsteigen“ und vorsichtiges Gehen
Die betroffenen Pferde versuchen oft, das betroffene Bein zu entlasten und verlagern ihr Gewicht. Beim Gehen setzen sie den Huf oft mit der Zehe zuerst auf, um den Druck auf die Hufrolle zu minimieren.
Verändertes Gangbild und Wendeschmerz
Ein weiteres Anzeichen ist ein steifer Gang und ein sichtbares Unwohlsein beim Wenden, vor allem auf weichen Böden. Pferde mit Hufrollenerkrankung bewegen sich insgesamt vorsichtiger.
Schmerzen bei Berührung
Oft reagieren Pferde mit dieser Erkrankung empfindlich, wenn der Bereich der Hufrolle abgetastet wird. Der Tierarzt kann dies durch spezielle Tests und Untersuchungen prüfen.
Diagnose der Hufrollenerkrankung
Die Diagnose der Hufrollenerkrankung wird durch eine Kombination aus klinischen Untersuchungen und bildgebenden Verfahren gestellt. Hier sind die wichtigsten diagnostischen Methoden:
Klinische Untersuchung
Der Tierarzt überprüft den Huf, tastet die Hufrolle ab und führt Belastungstests durch, um das Ausmaß der Lahmheit und Schmerzen zu bestimmen.
Nervenblockade
Mit der gezielten Injektion eines Lokalanästhetikums in den betroffenen Bereich wird geprüft, ob die Lahmheit verschwindet. Eine Verbesserung der Lahmheit nach der Injektion deutet auf die Hufrolle als Schmerzquelle hin.
Röntgenuntersuchung
Röntgenbilder können Veränderungen am Strahlbein sichtbar machen, wie zum Beispiel Knochenveränderungen oder -defekte. Auch die Position der tiefen Beugesehne kann durch Röntgenbilder untersucht werden.
MRT (Magnetresonanztomographie)
Mit dem MRT können detaillierte Bilder der Weichteile und Sehnenstruktur des Hufs erstellt werden, was eine genauere Diagnose der Hufrollenerkrankung ermöglicht. Diese Methode ist besonders hilfreich, um Schäden an Sehnen und Schleimbeuteln zu erkennen.
Behandlungsmöglichkeiten der Hufrollenerkrankung
Die Behandlung der Hufrollenerkrankung richtet sich nach dem Schweregrad und den individuellen Gegebenheiten des Pferdes. Hier sind die gängigsten Therapieoptionen:
Hufbeschlag und Hufpflege
Ein korrekt angepasster Beschlag kann den Huf entlasten und die Belastung auf die Hufrolle reduzieren. Dazu werden oft spezielle Hufeisen oder Einlagen verwendet, um die Position des Hufs zu korrigieren.
Medikamentöse Behandlung
Schmerz- und Entzündungshemmer können akute Schmerzen lindern und die Lebensqualität des Pferdes verbessern. In einigen Fällen werden auch kortisonhaltige Medikamente direkt in den betroffenen Bereich injiziert.
Physiotherapie und kontrollierte Bewegung
Physiotherapie und schonende Bewegungstherapie sind häufig sinnvoll, um die Muskulatur zu stärken und die Belastung zu verringern. Bewegung auf weichem Untergrund ist empfehlenswert, um die Gelenke und Sehnen zu entlasten.
Stoßwellentherapie und Lasertherapie
Die Stoßwellentherapie ist eine schonende Methode, um den Stoffwechsel und die Heilung im Bereich der Hufrolle zu fördern. Auch die Lasertherapie kann die Durchblutung anregen und Schmerzen lindern.
Chirurgische Eingriffe
In schweren Fällen kann ein chirurgischer Eingriff in Erwägung gezogen werden. Die häufigste Operation ist die sogenannte Neurektomie, bei der bestimmte Nerven durchtrennt werden, um die Schmerzweiterleitung zu unterbrechen. Diese Methode birgt jedoch Risiken und wird nur als letzte Option genutzt.
Vorbeugung der Hufrollenerkrankung
Vorbeugende Maßnahmen können helfen, die Wahrscheinlichkeit einer Hufrollenerkrankung zu senken:
Regelmäßige Hufpflege und korrekter Hufbeschlag: Eine regelmäßige Hufpflege ist essenziell, um Belastungen richtig zu verteilen.
Bewegung auf geeignetem Untergrund: Vermeide exzessive Belastung auf harten Böden und ermögliche deinem Pferd eine ausgewogene Mischung aus Training und Erholung.
Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Fütterung kann die Hufgesundheit positiv beeinflussen und Mangelerscheinungen vermeiden.
Regelmäßige tierärztliche Kontrolle: Besonders bei Pferden mit genetischer Prädisposition sollten regelmäßige Untersuchungen stattfinden, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Fazit
Die Hufrollenerkrankung ist eine komplexe und oft schwerwiegende Problematik, die besondere Aufmerksamkeit und Fachwissen erfordert. Frühe Erkennung und eine individuell abgestimmte Therapie sind der Schlüssel, um das Wohlbefinden und die Lebensqualität eines betroffenen Pferdes zu gewährleisten.
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