top of page

Wenn Pferde sich wehren: Die Wahrheit über ECVM

Immer öfter heißt es bei Problemen im Sattel: „Mein Pferd hat ECVM!“ Doch was verbirgt sich wirklich hinter der gefürchteten Diagnose?

Fohlen liegt auf der Wiese
(Quelle: @Soledad Lorieto / Unsplash)

Immer häufiger begegnet man in Reitställen einem neuen Schreckgespenst: ECVM. Kaum zeigt ein Pferd unter dem Sattel Probleme oder widersetzt sich der Reiterhand, fällt schnell der Begriff. Für viele Reiter ist das eine Hiobsbotschaft – doch Experten mahnen zur Gelassenheit.


Denn was sich dramatisch anhört, ist nach heutigem Stand der Wissenschaft vor allem eines: eine normale anatomische Variation und keine eigentliche Krankheit.


Was steckt wirklich hinter ECVM?


ECVM, genauer gesagt ECVA (Equine Complex Vertebral Malformation vs. Anatomical Variation), beschreibt eine Veränderung an der Halswirbelsäule. Genauer: bestimmte Knochenleisten fehlen oder sind an einen anderen Halswirbel versetzt.


Diese Besonderheit ist keineswegs neu – sie kommt schon immer in Pferdepopulationen vor. Dennoch werden heute, durch bessere Diagnosetechniken, mehr Fälle entdeckt und dokumentiert, was den Eindruck einer Häufung verstärken kann.


Viele Symptome – aber wenig Beweise


Obwohl ECVM häufig genannt wird, wenn Pferde Bewegungsstörungen zeigen, gibt es keine eindeutigen Symptome, die klar auf diese Variation hindeuten. Tatsächlich berichten erfahrene Tierärzte davon, dass viele als ECVM-verdächtig vorgestellte Pferde bei korrektem Training und Haltung völlig beschwerdefrei sind.


Die Wissenschaft ist sich daher einig: Auch wenn ECVM Veränderungen in der Anatomie darstellt, sind sie nicht automatisch ein Krankheitsurteil. Vielmehr kommt es auf das Management und die Ausbildung der Pferde an.


Gefährliche Missverständnisse im Training


Ein kritischer Punkt ist jedoch, dass der Halsbereich – egal ob mit oder ohne ECVM – biomechanisch äußerst empfindlich ist.


Werden Pferde dauerhaft in falschen Kopf-Hals-Positionen geritten, etwa zu eng oder mit übermäßiger Belastung auf der Vorhand, können schwerwiegende Probleme entstehen. Im Extremfall kann dies sogar zu Stürzen führen. Doch auch hier gilt: Diese Risiken bestehen unabhängig davon, ob ein Pferd die anatomische Variation ECVM aufweist oder nicht.


Wie Pferde mit ECVM wirklich unterstützt werden sollten


Das Training eines Pferdes mit ECVM sollte sich nicht grundlegend von dem eines gesunden Pferdes unterscheiden. Zentrale Ziele bleiben die Stärkung der Oberlinie und die Stabilisierung des Rumpftrageapparates.


Eine gut entwickelte Rumpfmuskulatur schützt die empfindliche Halswirbelsäule und sorgt für gesunde Bewegungsabläufe. Besonders bei bewegungsstarken Pferden ist dies entscheidend für eine lange und gesunde Karriere.


Diagnose – aber kein Urteil


Die Entdeckung von ECVM bei einem Pferd ist also kein Grund zur Panik. Stattdessen sollte die Erkenntnis als Ansporn dienen, noch sorgfältiger auf eine pferdegerechte Haltung und Ausbildung zu achten.


Denn eines ist sicher: Mit dem richtigen Training können Pferde mit ECVM ein ebenso gesundes und erfülltes Leben führen wie jedes andere Pferd auch.


Kommentare


  • Facebook
  • Instagram
  • Whatsapp

© 2024 PferdeWelten.net. Erstellt mit Wix.com

bottom of page