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Wenn Pferde das Heu nicht fressen: Qualitätsverfall beim Grundfutter enthüllt

Aktualisiert: 12. Juni

Labordaten decken Heu-Problem auf: Der Keimgehalt beim Raufutter explodiert von 23 auf 41 Prozent. Vierbeiner riechen die Gefahr früher als Menschen und verweigern kontaminiertes Heu.

Heuballen
(Quelle: @Josh Withers / Unsplash)

Was Pferdebesitzer als störrisches Verhalten abtun, entpuppt sich als lebensrettender Instinkt: Aktuelle Untersuchungen des Sächsischen Landeskontrollverbands enthüllen einen dramatischen Qualitätsverfall bei Pferdeheu.


Während 2015 noch 48 Prozent der Heuproben normale Keimgehalte aufwiesen, brach dieser Wert bis 2019 auf erschreckende 22 Prozent ein. Gleichzeitig explodierte der Anteil stark überhöhter Keimbelastungen von 23 auf 41 Prozent – eine Verdopplung in nur vier Jahren.


Pferdenase als Frühwarnsystem


Pferde besitzen einen außergewöhnlich feinen Geruchssinn, der menschliche Wahrnehmung bei weitem übertrifft. Was für Menschen noch harmlos riecht, erkennen die Vierbeiner bereits als Bedrohung.


Mikrobieller Befall durch Schimmel, Hefen oder Milben, aber auch Rückstände von Erde, Pflanzenschutzmitteln, Gülle oder Tierkot lösen bei den sensiblen Tieren sofortige Futterverweigerung aus. "Die Pferde riechen es zuerst", bestätigen Experten diesen natürlichen Schutzreflex.


Klimawandel verschärft Futterkrise dramatisch


Extremwetter macht die Situation noch prekärer: Langanhaltende Regenperioden und extreme Hitze beeinträchtigen die Heuernte massiv. Böden können das Wasser nicht mehr aufnehmen, Ernteausfälle häufen sich. Das Resultat: Raufutter, das oft weit unter den gewohnten Standards liegt.


Für Pferdehalter wird dies zur existenziellen Herausforderung, denn eine Reduzierung der Heumenge ist keine Option – Pferde benötigen mindestens 1,5 bis 2 Kilogramm pro 100 Kilogramm Körpergewicht täglich.


Tödliche Gefahr im Trockenfutter


Verschimmeltes Heu wird zur Gesundheitsbombe: Muffiger Geruch, feuchter Griff oder sichtbare Verfärbungen wie schwarzer Belag signalisieren höchste Gefahr. Die Folgen reichen von Husten und Atemwegserkrankungen über Verdauungsstörungen bis hin zu schweren Leber- und Nierenschäden.


Besonders tückisch: Wässern oder Bedampfen kann zwar Staub reduzieren, beseitigt aber nicht die toxischen Schimmelpilze.


Versteckte Killer im Grundfutter


Neben mikrobieller Belastung lauern weitere Gefahren: Giftpflanzen wie Jakobskreuzkraut, Graukresse, Herbstzeitlose oder Johanniskraut behalten auch getrocknet ihre tödliche Wirkung. Das Perfide: Im Heu können Pferde diese Giftbomben nicht mehr ausselektieren.


Zusätzlich bedrohen Verunreinigungen durch Erde, Müll, Kadaver oder Stallmist die Tiergesundheit und können lebensbedrohliche Krankheiten wie Botulismus oder Sandkoliken auslösen.


Struktur entscheidet über Leben und Tod


Selbst die Heustruktur wird zum Risikofaktor: Weiches, schlaffes Raufutter oder Sorten mit scharfen Kanten werden instinktiv gemieden. Pferde erkennen intuitiv, was ihrer Verdauung schadet. Was Halter als Wählerigkeit interpretieren, ist oft der verzweifelte Versuch des Tieres, Schäden abzuwenden.


Notfall-Maßnahmen für betroffene Halter


Pferdebesitzer stehen vor einem Dilemma: Qualitätsheu wird immer teurer und knapper, minderwertiges Futter gefährdet die Tiergesundheit. Experten raten zu rigorosen Qualitätskontrollen vor dem Kauf und warnen vor falscher Sparsamkeit.


Bedampfen kann bei leicht belastetem Heu helfen, bei sichtbarem Schimmelbefall muss das gesamte Futter entsorgt werden – auch wenn das finanzielle Verluste bedeutet.

 

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