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Wie Social Media den Reitsport verändert – und was es mit uns Reitern macht

Es ist eine Tatsache: Instagram und Co. verändern nicht nur unsere Idee davon, wie gutes Reiten aussehen sollte, sondern die sozialen Netzwerke beeinflussen auch die Psyche vieler Reiter nachhaltig.

Model mit Pferd
(Quelle: @Hamid Tajik / Unsplash)

Makellose Bilder, perfekt trainierte Pferde, strahlende Turniersiege – Instagram zeigt den Reitsport von seiner schönsten Seite. Die Reiterinnen und Reiter sind immer adrett und topmodisch gekleidet, in den Ställen liegt kein Hälmchen auf dem Boden, die Pferde sind pikfein herausgebracht, jede Menge Glitzer und es werden hohe Lektionen geritten, was das Zeug hält. Doch wer hinter die Kulissen schaut, erkennt schnell: Diese Welt ist nicht real.


Während das Vergleichen mit anderen in sozialen Medien schon länger als problematisch gilt, zeigt sich im Reitsport ein besonders kritischer Trend: Junge Reiter setzen sich unter immensen Druck, um den scheinbar perfekten Standards gerecht zu werden. Doch was bedeutet das für die mentale Gesundheit und die Leistungsfähigkeit der Reiter? Und wie können sie sich vor den negativen Folgen schützen?


Das ständige Vergleichen als mentale Belastung


Die meisten Reiter kennen das Gefühl, sich mit anderen zu messen. Evolutionsbedingt strebt der Mensch danach, in einer Gruppe anerkannt zu sein. Doch Social Media hat diese "Gruppe" ins Unermessliche wachsen lassen. Plötzlich vergleicht sich der Hobbyreiter mit Olympiasiegern, der Freizeitreiter mit gesponserten Influencern.


Das Problem: Instagram zeigt oft nur die Erfolgsmomente, selten die Niederlagen. Fehler, harte Arbeit und Trainingsrückschläge bleiben unsichtbar – und führen dazu, dass viele Reiter ihre eigene Leistung unterschätzen. Selbst mit dem Wissen, dass Social Media eine geschönte Realität zeigt, bleibt der Druck bestehen. Das führt zu Unsicherheiten, Selbstzweifeln und letztendlich sogar zu einer verschlechterten Leistung im Sattel.


Die Abhängigkeit von Social Media


Scrollen, klicken, liken – die sozialen Netzwerke sind so konzipiert, dass sie maximale Aufmerksamkeit binden. Der Grund? Das Belohnungssystem unseres Gehirns. Jede Interaktion führt zur Ausschüttung von Dopamin, dem "Glückshormon".


Früher musste der Mensch für solche Belohnungen hart arbeiten. Heute genügt ein einfacher Fingertipp. Das Problem: Reiten erfordert Geduld, Disziplin und Durchhaltevermögen. Doch wer sich an die schnellen Glücksmomente durch Social Media gewöhnt, verliert oft die Motivation für langwierige Lernprozesse. Fehler im Training fühlen sich plötzlich wie Niederlagen an, anstatt als Teil des Fortschritts gesehen zu werden.


Die Folge? Viele Reiter verlieren schneller den Mut, geben früher auf oder suchen Bestätigung nur noch in Likes und Kommentaren, statt in ihren eigenen Fortschritten.


Negative Glaubenssätze und mentale Blockaden


"Ich bin nicht gut genug." "Alle anderen reiten besser als ich." "Warum klappt das bei mir nicht so einfach?"


Diese Gedanken kennen viele Reiter – und sie werden durch Social Media verstärkt. Warum? Weil Facebook, Instagram, TikTok und die restlichen Netzwerke genau diese Unsicherheiten triggern. Wer täglich nur vermeintlich perfekte Bilder sieht, beginnt automatisch, an der eigenen Leistung zu zweifeln.


Dabei liegt das Problem nicht in den Bildern selbst, sondern in der eigenen Wahrnehmung. Erfolge anderer würden weniger belasten, wenn das Selbstbewusstsein stark genug wäre. Doch statt an sich selbst zu arbeiten, geraten viele in eine Spirale aus Selbstzweifeln und Frustration. Das beeinflusst nicht nur die Stimmung, sondern auch die Leistung im Sattel. Denn wer an sich zweifelt, reitet unsicherer – und wer unsicher reitet, macht mehr Fehler.


Wie können Reiter dem negativen Einfluss von Social Media entkommen?


Die gute Nachricht: Es gibt Wege, sich von den negativen Auswirkungen von Social Media zu lösen und die eigene mentale Stärke zurückzugewinnen.


  • Social-Media-Pausen einlegen: Statt täglich Stunden mit Scrollen zu verbringen, könnten Reiter bewusst Zeiten ohne Social Media einplanen. Gerade die ersten 1,5 Stunden des Tages sollten idealerweise handyfrei sein.

  • Sich bewusst machen, dass Social Media eine Scheinwelt ist: Niemand postet seine schlimmsten Trainingstage oder Unsicherheiten. Social Media ist eine Glanzversion der Realität – nicht die ganze Wahrheit.

  • Den Fokus auf sich selbst richten: Jeder Reiter hat seinen eigenen Weg und seine eigene Geschwindigkeit. Der Vergleich mit anderen ist nicht relevant für den eigenen Fortschritt.

  • Mentale Stärke trainieren: Durch bewusste Auseinandersetzung mit eigenen Glaubenssätzen und Selbstzweifeln kann langfristig das Selbstbewusstsein gestärkt werden.


Fazit: Zurück zur realen Leidenschaft


Reiten ist mehr als schöne Bilder und Turniererfolge. Es ist eine Reise voller Herausforderungen, Lernprozesse und persönlicher Erfolge. Social Media kann inspirieren, sollte aber nicht zur Quelle von Unsicherheiten und Selbstzweifeln werden.


Der wichtigste Schritt? Wieder zurück zur eigenen Freude am Reiten zu finden – ganz ohne den Druck, für irgendeine Online-Community perfekt sein zu müssen.


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