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Harter Boden: Warum er schadet und was man dagegen tun kann

Experten schlagen Alarm: Schäden bei Pferden durch harten Boden bleiben oft unentdeckt, bis es zu spät ist. Ihre Empfehlungen, wie man vorgehen sollte.

Friese auf staubendem, harten Boden
(Quelle: Alecu Gabriel / Unsplash)

Der Klang von Hufen auf hartem Boden lässt so ziemlich jeden Pferdebesitzer erschaudern – dass so ein Untergrund zu einem Problem werden kann, ahnen viele. Doch nur die Wenigsten kennen die Gründe.


Wenig überraschend, denn die wahren Gefahren bleiben meist unsichtbar, bis irreparable Schäden entstanden sind. Neue Erkenntnisse zeigen: Die meisten Reiter erkennen die Warnsignale viel zu spät.


Das unsichtbare Leiden durch harten Boden


"Es ist wie das Gefühl in den Beinen nach einem harten Tag auf dem Asphalt", erklärt Tierärztin Hattie Lawrence vom Valley Equine Hospital im britischen Berkshire. Doch während Menschen ihre Schmerzen artikulieren können, leiden Pferde oft stumm. Die Erschütterungskräfte, die beim Galoppieren auf hartem Untergrund entstehen, werden von den Hufstrukturen aufgenommen und durch Knochen, Gelenke und Weichteile nach oben geleitet.


Das Tückische: Ein einmaliger "Hammerschlag" mag verkraftbar sein, doch die Schäden sind kumulativ – und können dadurch katastrophal werden.


Subchondrale Knochenkrankheit: Der unsichtbare Killer


Besonders alarmierend ist eine Erkrankung, die nur durch MRT-Scans sichtbar wird: die subchondrale Knochenkrankheit. "Der Knochen entwickelt Ödeme und wird beim Versuch der Regeneration spröder und bruchgefährdeter", warnt Lawrence. Bei Springpferden entsteht sie durch wiederholte Landungen über große Hindernisse, bei Vielseitigkeitspferden durch Galoppieren auf hartem Boden.


Das Perfide: Lahmheit tritt meist erst auf, wenn bereits erhebliche Schäden entstanden sind. Mit jeder Wiederholung verschlechtert sich die Prognose dramatisch.


Harter Boden = Schneller Boden: Die doppelte Gefahr


"Ein viel größeres Problem ist, dass harter Boden schneller Boden ist", betont Lawrence. Ohne den "Haltefaktor" weichen Bodens können Pferde ihre Geschwindigkeit nicht kontrollieren – das Verletzungsrisiko explodiert förmlich.


Die versteckten Warnsignale: Wenn Pferde um Hilfe rufen


Nicht alle betroffenen Pferde lahmen offensichtlich. Subtile Anzeichen werden oft übersehen:


  • Verkürzter Schritt: Das Pferd verliert Schwung und Federung, um Erschütterungen zu minimieren.

  • Erhöhte Muskelspannung: Muskeln verändern ihre Funktion, um die unteren Gliedmaßen zu stabilisieren – die Gesamtleistung bricht ein.

  • Plötzliche Verweigerung: Springpferde, die nie verweigert haben, stoppen plötzlich vor Hindernissen – aus Angst vor der schmerzhaften Landung.

  • Flaches Springen: Pferde verändern ihre Sprungtechnik, um harte Landungen zu vermeiden.


Verletzungsliste: Was harter Boden anrichtet


Die Palette der Schäden ist erschreckend vielfältig:


  • Erschütterungen und Stauchungen

  • Sohlenprellung

  • Griffelbeinschäden

  • Sehnenverletzungen

  • Hufrehe: Nicht nur bei übergewichtigen Ponys! Sommerliche Hufrehe durch Erschütterung traumatisiert die empfindlichen Blättchen

  • Schmerzhafte Schienbeine: Bei Rennpferden bekannt, aber auch andere Pferde sind davon betroffen


Hufpolster: Rettung oder Placebo?


Hufschmied Haydn Price erklärt die Optionen: "Frosch und Hufkissen arbeiten in der Hufkapsel, um Erschütterungen zu absorbieren – aber zu viel Arbeit auf hartem Boden kann diese Kapazität überlasten."


Moderne Materialien bieten Hilfe:


  • Traditionelle Lederpolster

  • Harte thermoplastische Versionen

  • Weiche Gel-Pads für Dämpfung

  • Kupfersulfat-Gießpolster mit antimikrobiellen Eigenschaften


Auch der Kompromiss hat natürlich Konsequenzen: Verlust der natürlichen Hufwölbung und des Grips.


Eisige Rettung: Sofortmaßnahmen nach hartem Training


"Eis oder Kühlgamaschen nach einer harten Runde kontrollieren definitiv den akuten Entzündungsprozess", betont Lawrence. Bei Sehnenverletzungen kann die Entzündungsreaktion des Pferdes kontraproduktiv sein und Gewebeschäden verschlimmern.


Prävention ist alles: Der Schutz vor dem Unsichtbaren


Die Lösung liegt in der Vorbeugung:


  • Gute körperliche Verfassung: Gut gebaute, fitte Pferde leiden weniger

  • Korrekte Hufbalance: Ermöglicht bessere Absorption der Erschütterungskräfte

  • Angemessenes Gewicht: Übergewicht erhöht das Risiko exponentiell

  • Frühzeitige Intervention: Für Schutz sorgen, bevor er notwendig wird


Der Appell der Experten: Wenn es sich wie Beton anfühlt


"Wir erkennen die Risiken von hartem Boden besser als früher", fasst Lawrence zusammen. "Viele Veranstaltungsorte bemühen sich um bessere Bodenverhältnisse, aber bei trockenen Bedingungen sind die Möglichkeiten begrenzt. Wenn es sich wie Beton anfühlt und Sie Ihr Pferd für einen anderen Tag schonen können, sollten Sie das wahrscheinlich tun."


Die Botschaft ist klar: Lieber einmal zu vorsichtig als ein Leben lang zu spät.

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