Die Rosse beim Pferd: Alles, was du wissen musst
- pferdewelten
- 12. Feb.
- 4 Min. Lesezeit
Die Rosse beeinflusst das Verhalten und die Gesundheit deiner Stute. Erfahre, wie du Anzeichen erkennst, Probleme vermeidest und den Zyklus optimal managen kannst.

Die Rosse ist ein natürlicher Teil des Fortpflanzungszyklus einer Stute und beschreibt die Brunstphase, in der sie fruchtbar ist und auf einen Hengst reagieren kann. Während dieser Zeit zeigt die Stute typische Verhaltensänderungen, die je nach Individuum unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Manche Stuten werden während der Rosse anhänglicher oder verspielter, während andere gereizt oder aggressiv reagieren.
Das Wissen um die Rosse ist für Pferdebesitzer essenziell – sei es, um die Fruchtbarkeit für die Zucht zu planen, Veränderungen im Verhalten besser zu verstehen oder um medizinische Probleme, die mit dem Zyklus zusammenhängen können, frühzeitig zu erkennen.
In diesem Ratgeber erfährst du, wie der Brunstzyklus einer Stute funktioniert, welche Symptome auf eine Rosse hinweisen, wie sie sich auf das Verhalten auswirkt und welche gesundheitlichen Aspekte dabei zu beachten sind.
Was ist die Rosse beim Pferd?
Die Rosse ist die Phase im Zyklus einer Stute, in der sie fruchtbar und deckbereit ist. Sie tritt in regelmäßigen Abständen während der Fortpflanzungssaison auf, die sich in den meisten Regionen über die Frühjahrs- und Sommermonate erstreckt. In dieser Zeit zeigt die Stute typische körperliche und verhaltensbedingte Anzeichen, die auf ihre Paarungsbereitschaft hinweisen.
Der Fortpflanzungszyklus der Stute wird durch Licht und Temperatur beeinflusst. Pferde sind saisonale Zykler, was bedeutet, dass ihre Fruchtbarkeit von den Jahreszeiten abhängt. In den dunklen Wintermonaten tritt häufig eine sogenannte anöstrische Phase ein, in der die Stute keine Rosse zeigt. Sobald die Tage länger werden und das Lichtangebot zunimmt, setzt die hormonelle Aktivität im Eierstock wieder ein.
Eine typische Rosse dauert zwischen 5 und 7 Tagen und tritt etwa alle 21 Tage auf. Die stärkste hormonelle Aktivität findet meist im Frühling und Sommer statt, wenn die natürlichen Fortpflanzungsbedingungen am besten sind.
Symptome und Anzeichen der Rosse
Während der Rosse zeigt die Stute verschiedene Verhaltens- und körperliche Veränderungen. Dabei gibt es jedoch große individuelle Unterschiede: Manche Stuten sind auffällig rossig, während andere nur minimale oder kaum erkennbare Symptome zeigen.
Ein typisches Zeichen ist das häufige Harnlassen in kleinen Mengen, oft begleitet von Blitzen (ein rhythmisches Öffnen und Schließen der Schamlippen). Dies dient dazu, Duftstoffe freizusetzen, die einem Hengst signalisieren, dass sie empfängnisbereit ist.
Stuten in der Rosse reagieren oft intensiver auf Artgenossen, insbesondere auf Hengste oder Wallache. Manche suchen deren Nähe und präsentieren sich auffällig, indem sie den Schweif zur Seite legen oder sich an das Männchen anlehnen. Andere hingegen können zickig oder aggressiv auf Wallache und Menschen reagieren.
Neben dem Verhalten kann auch die Rittigkeit beeinträchtigt sein. Manche Stuten wirken abgelenkt, sensibler auf Hilfen oder widersetzlich, da die hormonellen Veränderungen Einfluss auf die Muskelspannung und das allgemeine Wohlbefinden haben können.
Weitere Anzeichen sind eine leichte Schwellung und Feuchtigkeit im Bereich der Vulva, was durch die erhöhte Durchblutung während der Rosse verursacht wird.
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jede Stute stark rossig wird. Besonders ältere Stuten oder solche, die bereits Fohlen hatten, können eine unauffällige Rosse zeigen.
Wie beeinflusst die Rosse das Verhalten des Pferdes?
Die hormonellen Schwankungen während der Rosse beeinflussen das Verhalten der Stute auf unterschiedliche Weise. Einige Stuten sind anhänglicher und kontaktfreudiger, suchen die Nähe anderer Pferde und zeigen ein verspielteres Verhalten.
Andere können jedoch gereizt, widersetzlich oder launisch sein. Sie reagieren sensibler auf Berührungen oder Hilfen und wirken abgelenkt. Dies kann sich beim Reiten oder im Umgang bemerkbar machen, indem sie unruhig stehen, vermehrt steigen oder sich gegen das Gebiss wehren.
Besonders Stuten, die auf engen Weiden mit Wallachen oder Hengsten gehalten werden, können während der Rosse ständig „flirten“ und Unruhe in die Herde bringen. In Gruppen mit anderen Stuten kann es wiederum zu vermehrten Rangordnungskämpfen kommen.
Gesundheitliche Aspekte der Rosse
In der Regel verläuft die Rosse ohne gesundheitliche Probleme, doch in manchen Fällen können Stuten unter starken Beschwerden oder Zyklusstörungen leiden.
Eine schmerzhafte oder ungewöhnlich lange Rosse kann ein Hinweis auf eine hormonelle Störung oder eine Erkrankung der Eierstöcke sein. Besonders Zysten oder Tumore an den Eierstöcken können den Hormonhaushalt beeinflussen und zu einer verstärkten oder ausbleibenden Rosse führen.
Bei einigen Stuten tritt eine Dauerrosse auf, die über mehrere Wochen anhält und auf eine hormonelle Dysbalance hindeuten kann. Dies kann die Lebensqualität der Stute erheblich beeinträchtigen und sollte tierärztlich abgeklärt werden.
Manche Stuten leiden während der Rosse unter Magenproblemen oder Rückenschmerzen, da die hormonellen Veränderungen zu einer erhöhten Spannung in der Muskulatur und im Verdauungstrakt führen können. Diese Stuten reagieren empfindlich auf Berührungen an der Flanke oder am Bauch.
Möglichkeiten zur Regulierung der Rosse
Wenn eine Stute während der Rosse stark unter Beschwerden leidet oder ihr Verhalten problematisch ist, gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Regulation des Zyklus.
Die Gabe von Mönchspfeffer (Agnus Castus) wird häufig als natürliche Unterstützung genutzt, um den Hormonhaushalt zu stabilisieren. Dieses pflanzliche Mittel kann helfen, die Rosse abzumildern und Stimmungsschwankungen zu reduzieren.
Hormonelle Präparate wie Altrenogest (Regumate) können vom Tierarzt verschrieben werden, um den Zyklus zu unterdrücken und die Symptome zu lindern. Diese Methode wird besonders bei Sportpferden eingesetzt, deren Leistung während der Rosse beeinträchtigt ist.
Einige Pferdebesitzer entscheiden sich für eine operative Entfernung eines problematischen Eierstocks (Ovarektomie), wenn eine Stute besonders stark unter hormonellen Schwankungen leidet oder Eierstockzysten nachgewiesen wurden.
Eine langfristige Lösung kann auch die Haltung mit konstantem Licht sein, da Pferde in längeren Lichtphasen seltener rossig werden. Dies wird häufig in der Zucht genutzt, um Stuten früher im Jahr in den Zyklus zu bringen.
Fazit: Die Rosse als natürlicher Teil des Stutenlebens
Die Rosse ist ein wichtiger Teil des reproduktiven Zyklus einer Stute und beeinflusst sowohl ihr Verhalten als auch ihre Gesundheit. Während viele Stuten nur geringe Veränderungen zeigen, können andere durch starke Stimmungsschwankungen, Schmerzen oder Rittigkeitsprobleme auffallen.
Regelmäßige tierärztliche Kontrollen und eine angepasste Haltung können helfen, Zyklusstörungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Pferdebesitzer sollten auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Stute eingehen und bei starken Beschwerden gezielte Maßnahmen ergreifen, um das Wohlbefinden ihres Tieres zu verbessern.
Mit dem richtigen Management lässt sich die Rosse gut in den Alltag integrieren – sei es für die Zucht, den Sport oder als Teil eines harmonischen Miteinanders zwischen Pferd und Reiter.






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