Forschung zur Pferde-Euthanasie: Mehr Hilfe für Besitzer bei der schwersten Entscheidung?
- pferdewelten
- 30. März
- 3 Min. Lesezeit
Die Entscheidung, ein Pferd einzuschläfern, gehört zu den schwersten Momenten im Leben eines Besitzers. Eine Studie untersucht nun, wie man Hilfestellungen bieten kann.

Eine neue, umfassende Studie, veröffentlicht im Fachjournal Animals, hat sich mit der schwierigen Entscheidung rund um die Einschläferung von Pferden befasst. Im Rahmen eines größeren Forschungsprojekts der Universität Nottingham untersuchten Wissenschaftler, wie Tierärzte und Wohltätigkeitsorganisationen Pferdebesitzer in dieser schweren Zeit unterstützen – und stießen dabei auf erschreckende Erkenntnisse.
Ziel des Projekts ist es, bessere Unterstützungsmöglichkeiten für Besitzer zu entwickeln und die emotionale Belastung aller Beteiligten zu reduzieren.
Chronische Krankheit vs. plötzlicher Notfall – Wer trifft die Entscheidung?
Die Forschungsergebnisse zeigen: Die Art der Situation hat einen massiven Einfluss auf die Entscheidungsfindung. In Fällen von chronischen Erkrankungen wie Arthrose oder altersbedingten Beschwerden bauen Tierärzte oft eine enge Beziehung zu Besitzern auf, wodurch Entscheidungen gemeinsam getroffen werden können.
Anders sieht es bei Notfällen aus: Hier haben die Besitzer meist keine Zeit, sich intensiv mit Alternativen auseinanderzusetzen. In diesen Momenten müssen Tierärzte häufig eigenständig handeln, während die Halter unter enormem emotionalen Stress stehen.
Geld entscheidet über Leben und Tod
Ein besonders beunruhigendes Ergebnis der Studie: Finanzielle Faktoren spielen eine erhebliche Rolle. Vor allem bei teuren Operationen wie Kolik-Notfällen kann es passieren, dass Besitzer aus Kostengründen die Einschläferung wählen – nicht weil sie es wollen, sondern weil sie keine andere Wahl haben.
Besonders alarmierend: Viele Pferdebesitzer sind sich nicht bewusst, welche finanziellen Belastungen auf sie zukommen könnten. Amelia Cameron, eine der leitenden Forscherinnen der Studie, betont:
„Kolikoperationen sind extrem teuer und oft nicht vollständig von Versicherungen abgedeckt. Wenn Besitzer die Mittel nicht aufbringen können, bleibt ihnen oft nur die Entscheidung zur Euthanasie. Diese finanzielle Last kann später zu erheblicher emotionaler Belastung führen.“
Diese Erkenntnisse werfen eine brisante Frage auf: Ist die medizinische Versorgung von Pferden ein Luxusgut? Sollte es mehr finanzielle Unterstützung oder alternative Behandlungsmodelle geben?
Ein Großprojekt mit langfristigen Zielen
Die Studie ist Teil eines weitreichenden Forschungsprojekts, das nicht nur die Entscheidungsfindung untersucht, sondern auch konkrete Hilfsmaßnahmen für Pferdebesitzer und Veterinärteams entwickeln will.
Bereits in der Vergangenheit wurde ein Modell zur Entscheidungsfindung bei Hunden, Katzen und Pferden untersucht, auf dem die aktuelle Forschung aufbaut. Das langfristige Ziel ist es, Besitzern schon im Vorfeld klarere Optionen aufzuzeigen, um im Ernstfall nicht unvorbereitet zu sein.
Was wäre, wenn du bereits heute entscheiden müsstest?
Die Wissenschaftler kommen zu einem eindeutigen Fazit: Pferdebesitzer sollten sich frühzeitig mit dem Thema beschäftigen. Viele wissen nicht, welche Optionen sie haben und welche Kosten auf sie zukommen könnten. Die Forscher fordern daher klarere Aufklärung, bessere finanzielle Unterstützung und neue Entscheidungshilfen für Halter.
Ein Vorschlag aus der Studie: Besitzer sollten sich bereits in gesunden Zeiten überlegen, welche Maßnahmen sie in unterschiedlichen Szenarien bevorzugen würden. Diese Präferenzen könnten dann mit dem Tierarzt besprochen und schriftlich festgehalten werden – ähnlich einer Patientenverfügung für Menschen. So ließen sich in akuten Notfällen überstürzte oder rein finanzielle Entscheidungen vermeiden.
Neue Unterstützung: Das können Besitzer jetzt tun
Um Pferdehalter nicht alleine zu lassen, gibt es in Großbritannien auch bereits Programme wie das Friends at the End-Projekt der British Horse Society (BHS). Hier werden Besitzer von speziell geschulten Freiwilligen unterstützt – sowohl vor, als auch während und nach der Einschläferung. Diese Helfer sind keine Tierärzte, können aber als emotionale Stütze fungieren und sicherstellen, dass Besitzer in dieser schweren Zeit nicht alleine sind.
Darüber hinaus testet die Universität Nottingham derzeit spezielle Informationsmaterialien und Entscheidungshilfen in ausgewählten Tierarztpraxen. Diese Materialien sollen Besitzern dabei helfen, sich frühzeitig auf mögliche End-of-Life-Entscheidungen vorzubereiten. Ein ausführlicher Forschungsbericht dazu wird in Kürze veröffentlicht.
Fazit: Die bittere Wahrheit und ein Appell an alle Halter
Die Studienergebnisse zeigen, dass das Thema Pferdeeuthanasie nur allzu oft verdrängt wird – mit gravierenden Folgen, wenn der Ernstfall eintritt. Experten raten daher, sich frühzeitig zu informieren, um im richtigen Moment die bestmögliche Entscheidung für das geliebte Tier treffen zu können.
Die Forscher der Universität Nottingham hoffen, dass ihre Arbeit langfristig dazu beiträgt, Besitzern eine bessere Unterstützung zu bieten. Denn eines ist sicher: Niemand sollte sich aus finanziellen oder unvorbereiteten Gründen zu einer Entscheidung gezwungen fühlen, die er später bereut.
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