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NRW-Bereiter soll Pferde jahrelang gequält haben - die Verbände schauten weg!

Heimliche Videos zeigen grausame Quälereien im Reitstall: Ein Bereiter aus NRW soll Pferde jahrelang systematisch misshandelt haben. Eine Zeugin packte gegenüber dem WDR aus und enthüllte Schreckliches.

Pferde von der Seite
(Quelle: @Rex Pickar / Unsplash)

Und wieder herrscht Entsetzen in der deutschen Reitszene. Ein Bereiter aus Nordrhein-Westfalen steht im Zentrum schwerwiegender Tierquälerei-Vorwürfe, die das Vertrauen in den gesamten professionellen Reitsport-Bereich erschüttern könnten.


Ehemalige Kolleginnen haben schockierende Praktiken dokumentiert und den Fall an die Öffentlichkeit gebracht – nachdem sie jahrelang auf taube Ohren stießen.


"Er hat die Pferde gebrochen" - Die grausamen Methoden


Die Liste der Vorwürfe liest sich wie aus einem Horrorkabinett: Der Bereiter soll Pferde an Kopf und Schweif zusammengebunden und sie in dieser qualvollen Position in abgedunkelten Reithallen zurückgelassen haben.


Mit Schnürsenkeln soll er den Tieren die Zungen hochgebunden haben, sodass diese aus dem Maul heraushingen. Besonders verstörend: Ein Sperrriemen soll mit Draht umwickelt worden sein, um den Schmerz für die Pferde zu intensivieren.


Annika (Name geändert), die damals ihre Ausbildung zur Bereiterin im selben Stall absolvierte, berichtet im Gespräch mit dem WDR unter Tränen:


"Ich konnte es nicht mehr ertragen. Mir wurde jedes Mal schlecht, wenn ich ihn sah. Die Pferde taten mir so leid – ich habe den Stall seinetwegen verlassen."

Nach den Trainingseinheiten seien die Pferde regelmäßig völlig erschöpft, tropfnass geschwitzt und zitternd in ihre Boxen zurückgekehrt. Der Hallenboden war nach den brutalen Einheiten teilweise vollständig umgegraben – ein Zeugnis des Leids, das die Tiere ertragen mussten.


Die Mauer des Schweigens - Kolleginnen filmten heimlich als Beweis


Das besonders Erschütternde an diesem Fall: Obwohl mehrere Mitarbeiterinnen die Misshandlungen beobachteten und sogar auf Video dokumentierten, dauerte es Jahre, bis Konsequenzen gezogen wurden. "Er hat furchtbar gut gelogen," erinnert sich Annika.


"Er hat es immer so dargestellt, als wären wir nur neidisch auf seinen Erfolg und würden ihn sabotieren wollen."

Diese systematische Manipulation führte dazu, dass Annika schließlich ihren Traumberuf aufgab und den Stall verließ. "Man fühlte sich so machtlos. Wir haben immer wieder versucht, dagegen anzugehen, aber niemand hat uns wirklich zugehört."


Zwei Jahre zu spät - Stallbetreiber reagiert erst nach anonymem Videomaterial


Der Stallbetreiber entließ den Bereiter erst 2023 – zwei Jahre nachdem Annika den Stall bereits verlassen hatte. Er behauptet, erst zu diesem Zeitpunkt durch "anonym zugespieltes Videomaterial" von den Misshandlungen erfahren zu haben.


Eine erstaunliche Behauptung, wenn man bedenkt, dass mehrere Mitarbeiterinnen versucht hatten, auf die Missstände aufmerksam zu machen. "Wir haben alles dokumentiert, was wir konnten," sagt Annika. Während sie ihren Berufstraum aufgeben musste, setzte der beschuldigte Bereiter seine Karriere ungehindert fort und arbeitete seither in mehreren anderen Ställen.


"Alles falsch" - Der Bereiter streitet sämtliche Vorwürfe ab


Konfrontiert mit den schwerwiegenden Anschuldigungen, bestreitet der Bereiter kategorisch jedes Fehlverhalten. Das Training sei zwar intensiv gewesen, aber immer unter Beachtung der Trainingsvorgaben durchgeführt worden. Die Pferde seien nach den Einheiten zwar "nassgeschwitzt" gewesen, hätten aber nur "normale Spuren" im Hallenboden hinterlassen.


Besonders pikant: Die vom Bereiter betreuten Pferde sollen extrem ängstlich reagiert haben, wenn er sich ihnen näherte. Auch dies streitet er vehement ab: "Zu keinem Zeitpunkt sind die Pferde zurückgewichen. Ich habe alle Pferde professionell ausgebildet und erfolgreich auf Turnieren vorgestellt."


Verbände in der Kritik - Warum dauert alles so lange?


Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) wurde im April 2024 über den Fall informiert. Seither läuft ein Disziplinarverfahren des Pferdesportverbands Westfalen – mit bisher unklarem Ausgang. Annika fühlt sich von den Verantwortlichen im Stich gelassen: "Wir hatten die FN mehrfach kontaktiert, aber da wurde nichts unternommen. Man hat sich einfach super hilflos gefühlt, völlig alleingelassen."


Das strukturelle Problem: Die FN kann als Verein zwar Ordnungsmaßnahmen wie Suspendierungen oder Turniersperren aussprechen – diese beziehen sich jedoch ausschließlich auf den Turniersport. Das Training "zu Hause" bleibt weitgehend unreguliert.


FN-Justiziarin Dr. Constanze Winter erklärt: "Es stehen uns keine staatlichen Sanktionen zur Verfügung. Wir können nicht Pferde wegnehmen oder Tierhaltungsverbote aussprechen."


Besonders alarmierend: Das zuständige Veterinäramt wurde in diesem Fall bislang überhaupt nicht informiert.


Die systematische Schweigespirale im Reitsport


Der Fall wirft erneut ein grelles Licht auf ein dunkles Kapitel des Reitsports: die systematische Vertuschung von Misshandlungen. Sozialpädagogin Alena Mess gibt gegenüber dem WDR zu bedenken: "Ein Pferd ist, ähnlich wie ein Kind, schutzbedürftig und kann sich nicht wehren." Gerade deshalb sollte es im Interesse aller Verantwortlichen liegen, schnell und umfassend auf Misshandlungsvorwürfe zu reagieren.


Doch die Realität sieht anders aus. Dieser Fall zeigt exemplarisch, wie Whistleblower im Reitsport isoliert und mundtot gemacht werden, während Täter ihre Karrieren oft ungehindert fortsetzen können. Eine intensive Aufarbeitung solcher Fälle bleibt meist aus – insbesondere, weil Verantwortliche nur schleppend oder gar nicht reagieren.


Die Frage bleibt: Wie viele Pferde müssen noch leiden, bis der Reitsport endlich konsequent gegen Tierquälerei vorgeht?


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