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Herpes-Alarm im Pferdestall: Wie unsichtbare Viren zur tödlichen Gefahr werden – und was wirklich schützt

Herpes bei Pferden kann Todesfälle und Aborte verursachen. Doch mit klugem Management lassen sich viele Ausbrüche verhindern bzw. eingrenzen.

Herpes Virus
(Quelle: @CDC / Unsplash)

Ein einzelner Husten, eine leicht erhöhte Temperatur – und plötzlich steht ein kompletter Pferdestall still. Was wie eine harmlose Erkältung klingt, kann für Pferde lebensbedrohlich werden: Das Equine Herpesvirus (EHV) sorgt in deutschen Ställen regelmäßig für Nervosität, Stall-Quarantänen und nicht selten tragische Verluste.


Jüngstes Beispiel: 27 erkrankte Pferde in Waiblingen – nur durch Glück und Impfungen gab es keine Todesfälle.


Die Impfung: Umstritten, aber oft lebensrettend


Trotz aller Unsicherheit: Die Impfung gegen EHV bleibt derzeit das wirksamste Mittel, um schwere Verläufe und Virusverbreitung zu bremsen. Zwar kann sie eine Infektion nicht verhindern, doch sie schwächt die Auswirkungen – ähnlich wie bei Corona.


Trotzdem schreckt die Angst vor Nebenwirkungen viele Pferdehalter ab. Das Gerücht, sie verursache Headshaking, ist inzwischen widerlegt, doch die Skepsis bleibt.


Pflicht oder nicht? Streit um Impfungen


Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat die Impfpflicht für Turnierpferde kürzlich wieder aufgehoben – sehr zum Ärger vieler Tierärzte. Ganz anders sieht es der Galoppsport: Seit 1984 ist dort die Impfung gegen das gefährliche EHV-1 Pflicht – mit nachweisbar guten Ergebnissen.


Der unsichtbare Feind: Wie sich Herpes verbreitet


EHV-1 und EHV-4 sind tückisch: Sie verstecken sich oft jahrelang im Körper des Pferdes und werden bei Stress reaktiviert. Dann genügen ein Nasenkontakt, ein Hauch feuchte Luft oder gemeinsam genutztes Zaumzeug – und schon ist der nächste Stall betroffen.


Die Viren überleben auch auf Oberflächen, Kleidung und Händen – ein Albtraum für jeden Stallbetreiber.


Maßnahmenkatalog bei Ausbruch: Hygiene ist alles


Wird Herpes im Stall festgestellt, zählt jede Minute. Temperaturkontrollen zweimal täglich, sofortige Isolation der betroffenen Tiere, Stallzelte für Verdachtsfälle, separate Kleidung und Desinfektionsstationen – nur mit einem strikten Hygieneplan lässt sich die Ausbreitung stoppen. Wichtig: Immer zuerst gesunde Pferde versorgen – erst danach die kranken.


Quarantäne als Schlüsselmaßnahme


Wird Herpes nachgewiesen, muss das Pferd sofort in Quarantäne – am besten in einem abgeschlossenen Bereich mit festen Wänden. Auch der Rest des Stalls steht unter Beobachtung: Temperaturkontrollen, reduzierte Bewegung, kein Kontakt zwischen Stalltraktbewohnern.


So drastisch es klingt: Auch Spaziergänge mit „etwas kränklichen“ Pferden können zur unbemerkten Virenschleuder werden.


Vorbeugen mit Plan: Was Stallbetreiber tun können


Prof. Dr. Lutz S. Göhring, Pferdeexperte und Forscher, rät Stallbesitzern zu klaren Regelungen im Einstellvertrag – inklusive Impfpflicht, Eingangsuntersuchung und Quarantänebereich für Neuzugänge. Denn ein gut vorbereiteter Betrieb kann im Ernstfall schneller, gezielter und effektiver reagieren.


Viel Aufwand, große Verantwortung


Zugegeben: Die Maßnahmen sind aufwendig. Aber sie sind notwendig – auch gesetzlich. Laut Tierschutzgesetz müssen Tierhalter alles tun, um Infektionen zu vermeiden. Denn ein einziger Ausbruch kann nicht nur Leben kosten, sondern auch Existenzen gefährden.


Herpes ist kein Einzelfallproblem. Es ist eine Stallgemeinschaftsaufgabe. Und nur mit Planung, Disziplin und Verantwortungsbewusstsein lässt sich das Virus in Schach halten.


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