Herpes-Schock in NRW: Zwei Pferde tot, viele weitere wohl betroffen
- pferdewelten
- 19. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Weitere Fälle von Pferdeherpes am Niederrhein aufgetreten: Todesfälle in Krefeld, wachsende Unsicherheit – und keine offizielle Statistik. Wie groß ist das Risiko wirklich?

Nach ersten Fällen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen trifft es nun auch Nordrhein-Westfalen mit voller Wucht: Am Niederrhein wurden mehrere Pferde positiv auf das gefürchtete Herpesvirus getestet.
Besonders alarmierend: In Krefeld soll das Virus bereits zwei Tiere das Leben gekostet haben. Die Sorge unter Pferdehaltern wächst – doch eine genaue Zahl der Infektionen? Gibt es nicht.
Unsichtbarer Gegner: Niemand weiß, wie viele Pferde wirklich infiziert sind
Das Herpesvirus bei Pferden unterliegt keiner Meldepflicht. Bedeutet: Kein offizielles Register, keine genauen Fallzahlen, keine frühzeitigen Warnungen.
Zwar spricht die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) von einer vergleichbaren Lage zu den Vorjahren – doch unter Pferdesportlern und Züchtern macht sich längst Unruhe breit. Denn neben Krefeld melden auch Mettmann, Solingen und aktuell Kamp-Lintfort mögliche neue Ausbrüche.
Turnier abgesagt – FN beruhigt trotzdem
Die Lage scheint angespannt genug: Ein Turnier in Kevelaer wurde vorsorglich gestrichen. Trotzdem sieht die FN aktuell keinen Grund zur Panik. Dr. Henrike Lagershausen, Leiterin der FN-Abteilung Veterinärmedizin und Tierschutz, erklärt:
„Die Situation ist nicht angespannter als in anderen Jahren.“
Dennoch rät sie weiterhin zur Herpes-Impfung – diese zählt zu den „Core-Komponenten“ der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin.
Kein Turnierstart für betroffene Pferde – strenge Regeln bei Ausbrüchen
Laut Leistungsprüfungsordnung (LPO) sind Pferde, die Herpes-Anzeichen zeigen oder in Kontakt mit infizierten Tieren standen, vom Turniersport ausgeschlossen. Auch Betriebe mit akutem Ausbruchsgeschehen dürfen keine Pferde auf Turniere schicken oder selbst Veranstaltungen durchführen. Damit liegt die Verantwortung bei jedem Anlagenbetreiber – auch ohne offizielle Anordnung.
Stallhygiene als Schlüssel – das raten Experten jetzt
Der Pferdesportverband Schleswig-Holstein warnt eindringlich: Herpesviren verbreiten sich rasant – vor allem durch Tröpfcheninfektion, aber auch über Gegenstände wie Halfter, Eimer oder sogar Hände. Deshalb sei Stallhygiene aktuell wichtiger denn je.
Empfohlene Maßnahmen auf einen Blick:
Kein Streicheln fremder Pferde – besonders nicht an Kopf oder Nüstern
Keine direkten Kontakte zwischen Pferden verschiedener Gruppen
Nach Stallbesuchen: Hände waschen, Kleidung wechseln
Kranke oder neue Pferde in Quarantäne
80 % aller Pferde tragen das Virus – aber nicht jeder Ausbruch endet tödlich
Was viele nicht wissen: Das Herpesvirus schlummert in etwa 80 Prozent aller Pferde – oft über Jahre hinweg unauffällig. Erst durch Stress, Turnierreisen oder andere Belastungen kann es aktiviert werden. Die FN warnt deshalb vor Hysterie – ruft aber gleichzeitig zu mehr Eigenverantwortung auf.
Pferdehalter in Sorge – wie geht es jetzt weiter?
Obwohl die FN beschwichtigt, bleibt bei vielen Haltern das mulmige Gefühl. Die Unsichtbarkeit des Virus, das Fehlen einer Meldepflicht und die tragischen Todesfälle in Krefeld sorgen für anhaltende Verunsicherung. Eins ist klar: Pferdebesitzer sollten jetzt besonders wachsam sein – und das Thema Herpes nicht auf die leichte Schulter nehmen.
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