Wie zeigt ein Pferd, dass es glücklich ist? Das sollte man über Pferde-Emotionen wissen
- pferdewelten
- 14. Jan.
- 3 Min. Lesezeit
Pferde haben ihre eigene Sprache der Gefühle – doch wie erkennen wir, ob sie glücklich, gestresst oder unzufrieden sind? Experten geben spannende Einblicke.

Pferde sprechen nicht, und sie lächeln auch nicht wie Menschen. Trotzdem zeigen sie uns ihre Emotionen – wenn man weiß, worauf zu achten ist.
Laut Dr. Gemma Pearson, Verhaltensspezialistin und Direktorin für Pferdeverhalten bei The Horse Trust, können wir lernen, das emotionale Wohlbefinden eines Pferdes zu erkennen. Doch Vorsicht: Die Versuchung, menschliche Emotionen auf Pferde zu übertragen, kann in die Irre führen.
Die Grundlagen der Pferdeemotionen: Arousal und affektiver Zustand
Dr. Pearson teilt das Verständnis von Pferdegefühlen in zwei Hauptbereiche ein:
Das Erregungsniveau (Arousal) – beschreibt, wie wachsam oder aufgeregt ein Pferd ist. Ein Pferd mit niedrigem Erregungsniveau ist entspannt, während ein hohes Erregungsniveau auf Stress oder Übererregung hinweisen kann.
Der affektive Zustand – zeigt, ob das Pferd glücklich oder unglücklich ist. „Ein Pferd, das friedlich mit Freunden grast oder zufrieden sein Futter frisst, ist eindeutig glücklich. Ein gestresstes oder trauriges Pferd verhält sich völlig anders“, erklärt Dr. Pearson im Gespräch mit horseandhound.co.uk.
Ist ein entspanntes Pferd immer ein glückliches Pferd?
Nicht unbedingt. Ein entspanntes Pferd mit niedrigem Erregungsniveau kann zufrieden sein, aber bei bestimmten Aufgaben – wie einem Geländeritt – ist ein gewisses Maß an Adrenalin notwendig.
„Ein hohes Erregungsniveau ist nicht immer schlecht. Bei aufregenden Aktivitäten wie Springen oder Geländeritten ist es sogar hilfreich“, sagt Dr. Pearson.
Unzufriedene Pferde hingegen können sowohl ein hohes als auch ein niedriges Erregungsniveau zeigen:
Hohes Erregungsniveau: Pferde sind gestresst, nervös oder angespannt.
Niedriges Erregungsniveau: Dies kann auf Depressionen oder erlernte Hilflosigkeit hinweisen, bei der das Pferd keine Reaktionen mehr auf seine Umgebung zeigt.
Wie erkenne ich die Gefühle meines Pferdes?
Laut Dr. Pearson gibt es klare Anzeichen, die auf das Erregungsniveau eines Pferdes hinweisen:
Ohren und Augen: Ein hypervigilantes Pferd beobachtet seine Umgebung ständig und reagiert kaum auf den Reiter.
Muskulatur: Spannung in der Muskulatur, ein zurückgezogenes Maul oder ein prominentes Kinn können auf Stress hinweisen.
Bewegung: Pferde mit hohem Erregungsniveau bewegen sich steifer und weniger flüssig.
„Wenn das Pferd locker und entspannt geht, ist das ein Zeichen für Zufriedenheit. Spannung und ruckartige Bewegungen weisen dagegen auf Stress hin“, erklärt sie.
Coping-Strategien: Aktiv oder reaktiv?
Dr. Pearson unterscheidet zwischen aktiven und reaktiven Bewältigungsmechanismen bei Pferden:
Aktive Strategien: Dazu gehören das „Fight or Flight“-Verhalten (Kämpfen oder Fliehen). Ein Beispiel: Ein Pferd, das sich vor einer Schermaschine fürchtet, versucht, wegzulaufen oder zu beißen. Auch Fidgeting (Nervosität durch Kopfkratzen, Schnüffeln oder Scharren) zählt dazu.
Reaktive Strategien: Pferde können in eine Art „Freeze“-Modus verfallen, in dem sie scheinbar stillstehen, aber innerlich angespannt sind. Diese Reaktion wird oft missverstanden, beispielsweise wenn ein Pferd auf der Laderampe einfriert und sich nicht bewegt.
„Viele glauben, das Pferd sei stur, doch in Wahrheit ist es extrem gestresst“, sagt Dr. Pearson. „Wenn es den Schwellenwert erreicht, kann es plötzlich explodieren.“
Warum es wichtig ist, die Gefühle eines Pferdes zu verstehen
Das Erkennen und Verstehen der Emotionen eines Pferdes ist entscheidend für effektives Training und eine harmonische Beziehung.
„Wenn das Erregungsniveau eines Pferdes zu hoch ist, kann es nichts lernen“, betont Dr. Pearson. „Die Kunst besteht darin, Übungen so zu gestalten, dass das Pferd ruhig bleibt und positive Erfahrungen macht.“
Fazit: Glückliche Pferde, glückliche Reiter
Das Wohlbefinden eines Pferdes zu verstehen, erfordert Geduld und genaue Beobachtung. Doch wer sich die Zeit nimmt, wird belohnt – mit einem zufriedenen Partner, der gerne mitarbeitet.
„Ein glückliches Pferd zeigt es dir durch seine Entspannung, flüssige Bewegungen und Aufmerksamkeit“, sagt Dr. Pearson. „Und das ist die Grundlage für jede erfolgreiche Partnerschaft.“
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