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Jagd auf Wildpferde: Warum Australien jetzt tausende Tiere aus der Luft abschießt!

Ein Mythos zerbricht: Die brutale Wahrheit über Australiens wilde Pferde, die nur die wenigsten kennen. Denn „Down Under“ tobt eine heftige Debatte um deren Existenz.

Australien Landschaft
(Quelle: @Photoholgic / Unsplash)

Ein majestätisches Bild: Wildpferde galoppieren durch das atemberaubende Hochland Australiens, der Wind peitscht durch ihre Mähnen, die Sonne glitzert auf ihrem Fell. Doch hinter dieser romantischen Vorstellung steckt eine unbequeme Wahrheit – eine, die Australien nun mit Helikoptern und Scharfschützen bekämpft.


Denn was viele nicht wissen: Diese Pferde, auch Brumbies genannt, richten enorme Schäden an der Natur an. Sie verdichten den Boden, zerstören Wasserquellen und bedrohen einheimische Tierarten. Der einzige Ausweg, sagen Experten: Die Bestände müssen drastisch reduziert werden – notfalls mit Kugeln aus der Luft.


Vom Helden der Natur zum unerbittlichen Schädling


Die Brumbies sind keine echten Wildpferde, sondern Nachfahren von Nutztieren, die einst ausgesetzt wurden. Als das Auto das Pferd als Transportmittel ersetzte, wurden sie einfach freigelassen – und fanden in Australien ideale Bedingungen vor. Ohne natürliche Feinde vermehrten sie sich rasant.


Heute gibt es allein im Kosciuszko-Nationalpark schätzungsweise 14.000 dieser Tiere, und ihre Zahl steigt weiter. Ihr Problem: Anders als Kängurus, die weiche Sohlen haben, besitzen Pferde harte Hufe. Sie zerstören den empfindlichen Boden, führen zu Erosion und lassen einst klare Flüsse verschlammen.


Der Aboriginal-Umweltschützer Richard Swain beschreibt die Folgen drastisch: „Es ist, als würde man einen Bagger durch eine Staudammwand fahren.“ Die Erde wird weggespült, Wasserquellen versiegen – und mit ihnen verschwinden auch zahlreiche heimische Arten, die auf diese Lebensräume angewiesen sind.


Doch nicht alle sehen die Brumbies als Bedrohung. Für viele Australier sind sie eine nationale Ikone, verewigt in Gedichten, Filmen und Legenden. Und genau diese romantische Vorstellung führt zu einem erbitterten Streit um ihr Schicksal.


Die große Debatte: Natur retten oder Tradition bewahren?


Für Umweltschützer ist die Sache klar: Die Brumbies müssen verschwinden, um das natürliche Gleichgewicht wiederherzustellen. Doch auf der anderen Seite stehen Tourismusunternehmen und Pferdeliebhaber, die mit Reitferien im Nationalpark gutes Geld verdienen.


Einer ihrer prominentesten Verfechter ist Peter Cochran, ehemaliger konservativer Politiker und Veranstalter von Reittouren. Er zweifelt die wissenschaftlichen Zahlen zum Pferdebestand an und sieht in den Brumbies einen wichtigen Teil australischer Identität. Wissenschaft und Medien traut er grundsätzlich nicht – für ihn ist das Ganze ein Feldzug gegen eine jahrhundertealte Tradition.


Doch die Behörden haben entschieden: Die Zahl der Pferde muss drastisch reduziert werden.


Scharfschützen im Helikopter: Der umstrittene Massenabschuss


Und so kreisen nun Helikopter über den Nationalpark, ausgestattet mit Scharfschützen, die die Brumbies direkt aus der Luft erschießen. Ganze Herden fallen den Kugeln zum Opfer – ihre Körper bleiben einfach liegen. Ein grausames Bild, das bereits weltweit für Proteste sorgt.

Doch laut Experten ist es die „humanste Methode“, um die Bestände zu regulieren. Denn alternative Maßnahmen sind entweder zu teuer oder ineffektiv.


Eine Sterilisation der Hengste? Unpraktikabel, da es zu viele Tiere gibt. Einfangen und weitervermitteln? Ein Trugschluss, denn nur die wenigsten der eingefangenen Pferde finden ein neues Zuhause. Viele von ihnen landen stattdessen im Schlachthof – als Hundefutter.


Tierschützer sind entsetzt. Die Bilder von getöteten Pferden aus der Luft haben weltweit eine Welle der Empörung ausgelöst. Bereits vor zehn Jahren gab es eine ähnliche Kampagne – die nach massiven Protesten gestoppt wurde. Doch diesmal ziehen die Behörden ihren Plan durch.


Ein Mann gegen die Tradition – und gegen seine eigene Gemeinde


Einer, der den Zorn vieler Australier auf sich zieht, ist Richard Swain, wie srf.ch berichtet. Der Aboriginal kämpft leidenschaftlich gegen die Brumbies – und wird dafür in seinem eigenen Dorf angefeindet und ausgegrenzt.


Doch für ihn ist klar: Die Natur muss geschützt werden – koste es, was es wolle. „Meine Vorfahren lebten hier im Einklang mit der Umwelt. Sie haben nur genommen, was sie brauchten. Diese Pferde gehören nicht hierher.“


Für ihn ist es ein Kampf gegen die Verklärung der Vergangenheit. Der Mythos vom „Mann vom Snowy River“, der in Australien fast heilig ist, mache es unmöglich, das Problem der Brumbies rational zu betrachten. „Die Menschen klammern sich an diese Romantik, aber sehen nicht, was wirklich passiert.“

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