Das Pferdeauge: Anatomie, Sehvermögen und typische Erkrankungen
- pferdewelten
- 11. März
- 4 Min. Lesezeit
Das Auge eines Pferdes ist eines der faszinierendsten Sinnesorgane in der Tierwelt. Pferde haben eine außergewöhnlich große Sehweite, können Bewegungen in ihrer Umgebung frühzeitig wahrnehmen und besitzen eine spezielle Anpassung an Dämmerungslicht. Doch ihre Augen sind auch empfindlich und anfällig für verschiedene Erkrankungen.

Pferdeaugen sind nicht nur beeindruckend groß, sondern auch von entscheidender Bedeutung für sein Überleben und Wohlbefinden. Als Fluchttiere sind Pferde stark auf ihr Sehvermögen angewiesen, um potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren.
Ihr außergewöhnlich breites Sichtfeld ermöglicht es ihnen, fast die gesamte Umgebung wahrzunehmen, während ihre hervorragende Nachtsicht ihnen auch in der Dämmerung oder Dunkelheit Sicherheit bietet. Doch trotz dieser beeindruckenden Fähigkeiten sind Pferdeaugen äußerst empfindlich und anfällig für verschiedene Erkrankungen und Verletzungen.
Von harmlosen Bindehautentzündungen über Hornhautverletzungen bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen wie der gefürchteten Mondblindheit – Augenprobleme gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Herausforderungen bei Pferden. Unbehandelt können sie nicht nur Schmerzen verursachen, sondern auch das Sehvermögen dauerhaft beeinträchtigen oder sogar zur Erblindung führen.
Für Pferdebesitzer ist es daher essenziell, sich mit der Anatomie, den Besonderheiten und den möglichen Erkrankungen des Pferdeauges vertraut zu machen. Nur wer frühzeitig Veränderungen oder Symptome erkennt, kann schnell handeln und seinem Pferd die bestmögliche Behandlung zukommen lassen.
Dieser Ratgeber bietet einen umfassenden Einblick in die Struktur und Funktion des Pferdeauges, erklärt, wie Pferde die Welt sehen, und beleuchtet die häufigsten Augenkrankheiten samt ihrer Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten. Zudem erfährst du, welche Maßnahmen du zur Vorbeugung und Pflege ergreifen kannst, um die Augengesundheit deines Pferdes langfristig zu erhalten.
Anatomie des Pferdeauges
Das Auge des Pferdes ist relativ groß und gehört zu den größten Augäpfeln im Tierreich. Seine spezielle Form und Position an den Seiten des Kopfes ermöglichen dem Pferd ein nahezu rundum-sichtbares Gesichtsfeld.
Die wichtigsten Bestandteile des Pferdeauges
Hornhaut (Cornea): Die durchsichtige äußere Schicht schützt das Auge und ist für die Lichtbrechung verantwortlich.
Lederhaut (Sklera): Der weiße, feste Teil des Auges, der als äußere Hülle dient.
Iris und Pupille: Die Iris bestimmt die Augenfarbe und reguliert mit der horizontalen, länglichen Pupille die Lichtmenge, die ins Auge gelangt.
Linse: Verantwortlich für die Fokussierung des Bildes auf die Netzhaut.
Glaskörper: Eine gelartige Substanz, die das Auge ausfüllt und seine Form bewahrt.
Netzhaut (Retina): Enthält lichtempfindliche Zellen (Stäbchen und Zapfen) für das Sehen.
Sehnerv (Nervus opticus): Überträgt visuelle Informationen an das Gehirn.
Besonderheit: Das Corpus nigra (Iriskörnchen)
Pferde haben an der oberen Kante der Pupille eine auffällige Struktur namens Corpus nigra. Diese kleinen, dunklen Auswüchse dienen als natürliche Sonnenblende und helfen, die ins Auge einfallende Lichtmenge zu regulieren.
Sehvermögen des Pferdes
Gesichtsfeld und räumliches Sehen
Pferde haben ein extrem weites Sichtfeld von ca. 350°, da ihre Augen seitlich am Kopf sitzen. Sie können fast rundherum sehen, haben aber zwei kleine blinde Flecken: direkt vor der Stirn und hinter dem Schweif.
Ihr räumliches Sehen ist eingeschränkt, da sich die Sichtfelder beider Augen nur in einem kleinen Bereich überlappen.
Farben- und Nachtsicht
Pferde sehen nicht schwarz-weiß, sondern besitzen ein dichromatisches Farbsehen. Sie können vor allem Blau- und Gelbtöne erkennen, jedoch kein Rot (ähnlich einer Rot-Grün-Sehschwäche beim Menschen).
Ihre Nachtsicht ist hervorragend, da ihre Netzhaut viele Stäbchen besitzt und das Tapetum lucidum (eine reflektierende Schicht hinter der Netzhaut) Licht verstärkt.
Wahrnehmung von Bewegungen
Pferde reagieren sehr empfindlich auf Bewegungen im äußeren Gesichtsfeld. Sie erkennen Bewegungen viel schneller als Menschen, jedoch können sie feine Details weniger gut sehen.
Typische Erkrankungen des Pferdeauges
Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
Symptome:
Gerötete, geschwollene Bindehaut
Vermehrter Tränenfluss
Lichtempfindlichkeit
Ursachen:
Staub, Zugluft, Allergien
Bakterielle oder virale Infektionen
Behandlung:
Sanfte Reinigung mit lauwarmem Wasser oder Kamillentee
Augensalben mit entzündungshemmenden Wirkstoffen (vom Tierarzt verordnet)
Hornhautverletzungen (Ulzera, Kratzer, Fremdkörper)
Symptome:
Starkes Blinzeln oder Zusammenkneifen des Auges
Tränenfluss und Lichtempfindlichkeit
Trübung der Hornhaut
Ursachen:
Äste, Stroh, Sand oder Schläge auf das Auge
Behandlung:
Sofortige tierärztliche Versorgung erforderlich!
Salben oder Tropfen mit Antibiotika und Schutzverbände
Periodische Augenentzündung („Mondblindheit“, Equine rezidivierende Uveitis, ERU)
Symptome:
Wiederkehrende Entzündungen mit Schmerzen
Trübung der Hornhaut und verengte Pupille
Fortschreitender Sehverlust
Ursachen:
Autoimmunreaktion gegen körpereigenes Augengewebe
Infektion mit Leptospiren (Bakterien)
Behandlung:
Entzündungshemmende Medikamente (Kortison, Schmerzmittel)
In schweren Fällen: Entfernung des Auges zur Schmerzfreiheit
Grauer Star (Katarakt)
Symptome:
Trübung der Linse
Sehverschlechterung bis zur Erblindung
Ursachen:
Altersbedingte Veränderungen
Genetische Veranlagung oder Folge von Entzündungen
Behandlung:
In leichten Fällen: regelmäßige Kontrolle
In schweren Fällen: operative Entfernung der trüben Linse
Augenkontrolle und Pflege – Was kann der Pferdebesitzer tun?
Regelmäßige Kontrolle
Sind die Augen klar und glänzend?
Gibt es Rötungen, Schwellungen oder Tränenfluss?
Ist die Pupille gleichmäßig geformt und reagiert sie auf Licht?
Pflege und Erste Hilfe
Augen täglich auf Fremdkörper prüfen
Staubarme Einstreu (z. B. Späne statt Stroh) nutzen
Zugluft in Stallungen vermeiden
Bei Rötungen oder Reizungen sanft mit lauwarmem Wasser reinigen
Fazit
Das Pferdeauge ist ein faszinierendes, aber empfindliches Sinnesorgan. Pferde haben ein breites Sichtfeld, hervorragende Nachtsicht und sind besonders empfindlich gegenüber Bewegungen. Allerdings sind ihre Augen auch anfällig für Verletzungen und Krankheiten wie Bindehautentzündungen, Hornhautverletzungen oder die gefürchtete Mondblindheit.
Durch regelmäßige Kontrolle und schnelle tierärztliche Hilfe kann das Sehvermögen des Pferdes bestmöglich erhalten werden.
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