Headshaking bei Pferden: Ursachen, Diagnose, Behandlung und Management
- pferdewelten
- 12. Nov. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Headshaking, das unkontrollierte Kopfschütteln eines Pferdes, ist ein oft frustrierendes und beunruhigendes Verhalten, das sowohl für das Pferd als auch für den Reiter eine Belastung darstellt.

Es handelt sich beim Headshaking-Syndrom um eine neurologische Störung, die durch verschiedenste Ursachen ausgelöst werden kann und oft schwer zu diagnostizieren ist. Headshaking tritt meist plötzlich auf und ist schwer in den Griff zu bekommen, weshalb eine gründliche Diagnose und individuelle Behandlung nötig sind.
Was ist Headshaking und wie zeigt es sich?
Headshaking ist ein Symptom, bei dem das Pferd den Kopf ruckartig schüttelt oder häufig hebt und senkt. Die Bewegungen können in bestimmten Situationen auftreten, wie beim Reiten, oder auch im Ruhemodus ohne sichtbaren Auslöser. Oft wird dieses Verhalten durch ein Gefühl von Juckreiz, Schmerz oder Unbehagen ausgelöst.
Die häufigsten Symptome des Headshakings umfassen:
Plötzliches, unwillkürliches Kopfschütteln oder Kopfreiben
Anzeichen von Juckreiz oder Schmerz (z. B. Reiben der Nase an Gegenständen)
Sensibilität gegenüber Licht oder Wind (Photophobie, Aerophobie)
Kopfschütteln, das in bestimmten Situationen häufiger auftritt, wie z. B. bei Helligkeit oder warmem Wetter
Plötzliche „Aussetzer“ während des Reitens, bei denen das Pferd erschrickt oder die Kontrolle verliert
Ursachen des Headshakings
Die Ursachen für Headshaking können vielfältig sein, weshalb eine sorgfältige Untersuchung und schrittweise Diagnose erforderlich sind. Die wichtigsten Auslöser sind:
Neurologische Ursachen: Trigeminusneuralgie
Trigeminusneuralgie: Diese Form des Headshakings gilt als eine der häufigsten Ursachen und tritt aufgrund einer Überempfindlichkeit des Trigeminusnervs auf. Dieser Nerv ist für die Empfindungen im Gesicht zuständig und kann durch äußere Reize wie Licht, Wind oder Berührung überreizt werden.
Umwelt- und Allergiebedingte Ursachen
Saisonale Allergien: Pollen und Staub können das Headshaking auslösen. In diesen Fällen tritt das Headshaking saisonal auf und kann durch eine allergische Reaktion bedingt sein.
Licht- und Windempfindlichkeit: Manche Pferde reagieren empfindlich auf helles Sonnenlicht (Photophobie) oder Wind, was den Trigeminusnerv reizt und Headshaking auslöst.
Physische Ursachen und Schmerzen
Zahnprobleme: Zahnerkrankungen oder Zahnspitzen können zu Schmerzen führen, die das Pferd zum Kopfschütteln veranlassen.
Probleme mit der Ausrüstung: Ein schlecht sitzender Sattel, Zaumzeug oder eine ungeeignete Gebissart kann Schmerzen oder Druckstellen verursachen und zu Headshaking führen.
Infektionen und Entzündungen: Infektionen der Nasennebenhöhlen, Ohren oder des Zahnfleischs können ebenfalls Kopfschmerzen oder Unwohlsein verursachen.
Psychologische Ursachen
Stress und Verhaltensprobleme: In seltenen Fällen kann Headshaking durch Stress oder Langeweile ausgelöst werden, insbesondere bei Pferden, die wenig Bewegung und mentale Beschäftigung erhalten.
Diagnose des Headshakings
Die Diagnose des Headshakings ist oft herausfordernd, da die Ursachen komplex und unterschiedlich sein können. Ein systematisches Vorgehen ist daher notwendig:
Anamnese und Beobachtung: Eine detaillierte Beschreibung der Symptome, der Zeitpunkte und Situationen, in denen das Headshaking auftritt, ist der erste Schritt. Dabei sollten die Lebensumstände des Pferdes, der Umgang und der Trainingsalltag berücksichtigt werden.
Tierärztliche Untersuchung: Der Tierarzt wird das Pferd gründlich untersuchen und Zahn-, Ohren- oder Nasenerkrankungen ausschließen. Eine endoskopische Untersuchung der Atemwege und Nebenhöhlen kann erforderlich sein, um Entzündungen oder Fremdkörper auszuschließen.
Neurologische Tests: Da eine Trigeminusneuralgie eine häufige Ursache des Headshakings ist, kann eine neurologische Untersuchung notwendig sein. Der Tierarzt testet dabei die Empfindlichkeit des Trigeminusnervs und stellt fest, ob äußere Reize wie Licht oder Berührung eine Reaktion auslösen.
Ausschlussverfahren: Bei unklarer Diagnose wird oft ein systematisches Ausschlussverfahren angewandt, bei dem mögliche Ursachen wie Allergien, Infektionen oder Zahnprobleme nacheinander untersucht und ausgeschlossen werden.
Behandlungsmöglichkeiten und Management von Headshaking
Die Behandlung von Headshaking erfordert Geduld und eine individuelle Anpassung an die Bedürfnisse des Pferdes. Die wichtigsten Methoden umfassen:
Medizinische Behandlung
Medikamente gegen Trigeminusneuralgie: Medikamente wie Gabapentin und Carbamazepin können helfen, die Überempfindlichkeit des Trigeminusnervs zu reduzieren. Diese Medikamente sind jedoch rezeptpflichtig und müssen unter tierärztlicher Aufsicht verabreicht werden.
Antihistaminika: Bei allergisch bedingtem Headshaking können Antihistaminika verwendet werden, um allergische Reaktionen zu lindern.
Kortikosteroide: Kortison kann in schweren Fällen helfen, die Entzündungsreaktion zu reduzieren, sollte jedoch nur kurzzeitig und unter tierärztlicher Kontrolle angewendet werden.
Anpassungen bei der Ausrüstung
Nasennetz: Ein Nasennetz kann helfen, das Headshaking durch Beruhigung des Trigeminusnervs zu reduzieren. Es verhindert, dass Wind und Licht direkt auf die empfindliche Nase treffen.
Lichtschutzmasken: Bei lichtempfindlichen Pferden können UV-Schutzmasken oder Helme verwendet werden, die die Sonneneinstrahlung reduzieren und so das Headshaking lindern.
Überprüfung des Zaumzeugs und Sattels: Ein gut sitzendes Zaumzeug und Gebiss sowie ein optimal passender Sattel sind entscheidend, um eventuelle Druckstellen und Unbehagen zu vermeiden.
Alternative Therapien und Managementmaßnahmen
Akupunktur und Akupressur: Diese Methoden können bei manchen Pferden die Nervenempfindlichkeit reduzieren und Stress abbauen, was das Headshaking lindern kann.
Physiotherapie und Osteopathie: Falls Verspannungen im Nacken- oder Rückenbereich die Ursache sind, können physiotherapeutische oder osteopathische Behandlungen helfen, Verspannungen zu lösen.
Ernährungsumstellung: Einige Pferdehalter berichten von positiven Effekten durch Nahrungsergänzungsmittel wie Magnesium oder B-Vitamine, die das Nervensystem stärken und die Stressresistenz erhöhen.
Management und Lifestyle-Anpassungen
Optimierung der Trainingsumgebung: Bei Pferden, die auf Licht oder Wind reagieren, kann es hilfreich sein, Trainingseinheiten auf Zeiten zu verlegen, in denen die Sonneneinstrahlung gering ist (z. B. früh morgens oder abends).
Reduzierung von Stress: Durch einen ruhigen und gut strukturierten Tagesablauf, bei dem das Pferd regelmäßig Bewegung und Beschäftigung erhält, kann der Stresspegel gesenkt werden, was das Headshaking ebenfalls reduzieren kann.
Vorbeugung und Langzeitmanagement
Headshaking kann schwer zu verhindern sein, insbesondere wenn die Ursachen neurologisch sind. Dennoch können folgende vorbeugende Maßnahmen das Risiko verringern oder die Symptome mildern:
Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen: Um frühzeitig auf gesundheitliche Probleme wie Zahn-, Ohren- oder Nebenhöhlenerkrankungen zu reagieren, sollte das Pferd regelmäßig tierärztlich untersucht werden.
Stabile und stressfreie Umgebung: Ein ruhiger, strukturierter Alltag und eine angepasste Fütterung können dazu beitragen, das Nervensystem des Pferdes zu stärken.
Frühe Erkennung und Behandlung von Allergien: Eine rechtzeitige Behandlung allergischer Reaktionen kann dazu beitragen, dass allergiebedingtes Headshaking nicht chronisch wird.
Fazit: Headshaker-Pferd richtig unterstützen
Headshaking ist eine ernstzunehmende und komplexe Erkrankung, die Pferd und Reiter vor große Herausforderungen stellt. Eine sorgfältige Diagnose, die die zugrunde liegende Ursache aufdeckt, ist entscheidend, um eine passende Behandlung einzuleiten.
Ob durch medizinische Therapie, Ausrüstungsanpassungen oder alternative Behandlungen – mit Geduld und einem individuell angepassten Management lassen sich die Symptome oft kontrollieren und das Wohlbefinden des Pferdes wieder verbessern. Pferdebesitzer sollten eng mit dem Tierarzt und anderen Experten zusammenarbeiten, um eine optimale Betreuung für das betroffene Pferd zu gewährleisten.
Comments