EMS beim Pferd: Ursachen, Symptome und effektive Behandlungsmöglichkeiten
- pferdewelten
- 2. Nov. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Das Equine Metabolische Syndrom (EMS) ist eine zunehmend verbreitete Stoffwechselstörung bei Pferden.

Das Verständnis dieser Erkrankung, ihrer Symptome und Behandlungsmöglichkeiten ist entscheidend, um betroffene Pferde optimal zu unterstützen und ihr Wohlbefinden zu sichern. Dieser Ratgeber gibt Ihnen einen umfassenden Überblick über EMS, die richtigen Diagnosemethoden und konkrete Tipps zur Therapie und Prävention.
Was ist das Equine Metabolische Syndrom (EMS)?
Das Equine Metabolische Syndrom ist eine Stoffwechselerkrankung, die dem menschlichen Typ-2-Diabetes ähnelt. Betroffene Pferde zeigen Insulinresistenz (IR), d.h., ihre Zellen reagieren nicht mehr angemessen auf Insulin, was zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel führt. EMS kann Pferde aller Rassen betreffen, tritt jedoch besonders häufig bei Ponys, Haflingern, Isländern, Fjordpferden und Robustrassen auf.
EMS wird oft von Übergewicht, Fettdepots am Mähnenkamm, Schweifansatz und Schulterregion begleitet. Das Hauptrisiko besteht jedoch in einer erhöhten Neigung zu Hufrehe, einer äußerst schmerzhaften und gefährlichen Erkrankung der Hufe, die im schlimmsten Fall zu schweren Lahmheiten führen kann.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Entstehung von EMS kann durch mehrere Faktoren begünstigt werden:
Genetische Veranlagung: Besonders Robustrassen, die an karge Nahrungsbedingungen angepasst sind, entwickeln EMS häufiger.
Überfütterung und falsche Fütterung: Eine hohe Energieaufnahme, besonders durch Zucker und Stärke im Futter, begünstigt Übergewicht und Insulinresistenz.
Bewegungsmangel: Bewegung unterstützt den Stoffwechsel und die Insulinsensitivität der Zellen. Ein Mangel daran kann die Entwicklung von EMS fördern.
Hormonelle Faktoren: Die Stresshormone Cortisol und Adrenalin stehen in Verbindung mit EMS und können durch Stress, Schmerz oder Krankheiten erhöht sein.
Symptome von EMS
EMS kann eine Vielzahl von Symptomen zeigen, die sich meist schleichend entwickeln:
Übergewicht und schwer reduzierbare Fettpolster am Hals, an der Schulter und am Schweifansatz
Hufrehe: Pferde mit EMS entwickeln oft wiederkehrende Hufrehe, die zu Schmerzen und Lahmheit führt
Vermehrtes Schwitzen und Müdigkeit
Lethargie und verminderte Leistungsbereitschaft
Widerstand gegen Gewichtsreduktion, auch bei eingeschränkter Futterzufuhr
Diagnose von EMS
Eine exakte Diagnose von EMS ist unerlässlich, um die passende Behandlung einzuleiten. Der Tierarzt führt in der Regel eine umfassende Untersuchung durch, die Folgendes umfassen kann:
Blutuntersuchung: Der Test auf Insulinresistenz und der Blutzuckerwert geben Aufschluss über die Insulinempfindlichkeit.
Oraler Glukosetest: Eine spezifische Glukose-Belastungsprobe misst, wie der Körper des Pferdes auf eine zuckerhaltige Mahlzeit reagiert.
Körperkonditionsbewertung (Body Condition Score): Der Ernährungszustand wird bewertet, um mögliche Fettspeicher und Übergewicht zu dokumentieren.
Behandlung von EMS – die richtigen Schritte
EMS ist nicht heilbar, kann jedoch gut behandelt und gemanagt werden. Ein strukturierter Behandlungsansatz umfasst insbesondere das richtige Fütterungsmanagement, Bewegung und gegebenenfalls medikamentöse Unterstützung.
Fütterungsmanagement: Die Basis der Behandlung
EMS-Pferde benötigen eine speziell abgestimmte Fütterung, die Insulinspitzen vermeidet und den Stoffwechsel entlastet:
Raufutter anpassen: Die Menge an Heu sollte etwa 1,5 % des Idealgewichtes des Pferdes pro Tag betragen. Eine Heuanalyse ist sinnvoll, um den Zuckergehalt zu kennen. Heu mit einem Gehalt über 10 % Zucker sollte vermieden oder 1–2 Stunden in Wasser eingeweicht werden.
Kraftfutter reduzieren oder streichen: Pferde mit EMS sollten keine stark zucker- oder stärkereichen Futtermittel erhalten. Besser geeignet sind kohlenhydratreduzierte und mineralstoffreiche Futter.
Rationierung von Gras: Frisches Gras ist besonders im Frühling und Herbst reich an Zucker. EMS-Pferde sollten daher idealerweise auf eine begrenzte Weidefläche mit Maulkorb, oder in extremen Fällen gar nicht auf die Weide.
Bewegung und Gewichtsreduktion
Bewegung ist ein entscheidender Bestandteil der EMS-Therapie, da sie die Insulinsensitivität der Zellen erhöht und zur Gewichtsreduktion beiträgt:
Regelmäßige Bewegung: Mindestens 30 Minuten Bewegung pro Tag helfen dem Stoffwechsel enorm. Langsame, aber regelmäßige Arbeit im Schritt und Trab (je nach Hufgesundheit) ist ideal.
Achten auf Hufrehe: Bei akuter Hufrehe sollte das Pferd allerdings nicht bewegt werden, bis die Schmerzen kontrolliert und die Hufgesundheit stabil ist.
Medikamentöse Behandlung und Ergänzungsfuttermittel
In manchen Fällen können Medikamente und Ergänzungsmittel helfen, die Insulinsensitivität zu verbessern oder den Stoffwechsel zu unterstützen:
Metformin: Dieses Medikament kann bei stark insulinresistenten Pferden eingesetzt werden, muss jedoch vom Tierarzt verordnet werden.
Chrom und Magnesium: Beide sind wichtige Spurenelemente, die den Glukosestoffwechsel unterstützen und die Insulinsensitivität fördern können.
Vorbeugung: Wie lässt sich EMS verhindern?
EMS lässt sich mit einem bewussten Management von Fütterung und Bewegung weitgehend vorbeugen. Ein paar Grundregeln zur Prävention:
Gewichtskontrolle und angepasste Fütterung: Vor allem leichtfuttrige Rassen und Ponys sollten eine dem Bedarf angepasste Futterration erhalten und auf Heu anstatt auf energiereiche Futtermittel gesetzt werden.
Regelmäßige Bewegung: Tägliche Bewegung ist nicht nur gesundheitsfördernd, sondern hilft auch, das Gewicht zu regulieren und die Stoffwechselfunktion zu verbessern.
Häufige Überprüfung des Hufzustands: EMS-Pferde sollten regelmäßig auf Hufrehe kontrolliert werden, um im Notfall schnell handeln zu können.
Häufige Fragen zu EMS beim Pferd
Wie erkenne ich EMS bei meinem Pferd rechtzeitig?
Die Anzeichen können schleichend auftreten. Ein plötzlicher Reheschub, hartnäckige Fettpolster oder Übergewicht sind Warnzeichen, die untersucht werden sollten.
Kann EMS geheilt werden?
EMS ist nicht heilbar, kann aber mit guter Pflege, Fütterung und Bewegung kontrolliert werden. Die konsequente Umsetzung der Managementmaßnahmen ist entscheidend für die Lebensqualität des Pferdes.
Ist EMS immer mit Übergewicht verbunden?
Nicht immer, aber Übergewicht ist ein häufiger Faktor. Auch schlanke Pferde können EMS entwickeln und sollten bei Rehe- oder anderen EMS-Symptomen ärztlich untersucht werden.
Was ist bei EMS und Hufrehe zu beachten?
Hufrehe ist eine häufige Komplikation bei EMS und muss sofort tierärztlich behandelt werden. Solange die Rehe akut ist, sollte das Pferd sich schonen.
Fazit
EMS ist eine Herausforderung, kann aber durch das richtige Management erfolgreich kontrolliert werden. Angepasste Fütterung, regelmäßige Bewegung und die Vermeidung von Stress sind die besten Maßnahmen, um betroffenen Pferden ein schmerzfreies Leben zu ermöglichen.
Ein enger Austausch mit dem Tierarzt, regelmäßige Kontrolle und eine konsequente Umsetzung der Fütterungs- und Bewegungsrichtlinien sind entscheidend, damit Pferde mit EMS ihr Leben in bestmöglicher Gesundheit und Zufriedenheit genießen können.
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